Tag 5, Etappe 4: Görlitz – Bautzen, 75km mit 650hm
Nachdem ich mich an dem tollen Frühstücksbuffet gestärkt hatte, verließ ich Görlitz auf dem Radweg, Sächsische Städteroute, um durch die Oberlausitz nach Bautzen zu gelangen. Vorbei an der Landeskrone(das ist der Hausberg von Görlitz), tauchte ich in diese schöne hügelig geschwungene, sehr abwechslungsreiche Landschaft ein. Das Wetter meinte es ja heute wieder gut mit mir, wenn, ja wenn da nicht dieser starke Wind gewesen wäre. Natürlich kein Rückenwind, sondern immer schräg von vorne. Na ja, auch daran muss man sich gewöhnen.
Freie Improvisation war dann mal wieder in Löbau angesagt. Durch ein Bauprojekt an gerade der Brücke, über den mein Weg führte, war jegliche Durchfahrt verboten. Kurzerhand versuchte ich eine Umfahrung zu kreieren – leider ohne Erfolg. Nach ca. 30min stand ich wieder an meinem Ausgangspunkt. Dann dachte ich nur: fahr zu, mal sehen was kommt. Nach einigen Kilometern kam mir ein Baufahrzeug entgegen u. versperrte mir die Weiterfahrt. Wie sich schnell herausstellte, war es wohl ein Bauleiter:“ Können Sie nicht lesen, Durchfahrt verboten – auch für Sie“ rief er.
„Dann sagen Sie mir mal wie ich den jetzt nach Georgewitz gelange! Sie Sperren nur, ohne eine Umleitung anzubieten – eine Stadtrundfahrt wegen dieser Baustelle habe ich schon hinter mir u. nun bin ich wieder hier! Will schließlich heute noch in Bautzen ankommen“ sagte ich zu ihm.
„Na ja“, sagte er, “ aber das ist für Sie heute eine große Ausnahme. Fahren Sie weiter u. unten am Bachlauf dann über den Hof des großen Gebäudes – weiter gerade aus u. an der Bundesstraße müssen Sie dann noch einmal jemanden nach ihren Weg fragen“, sagte er u. gab mir den Weg frei. Ich bedankte mich freundlich fuhr los und sah dann auch bald das gr. Gebäude, den Bachlauf u. die Brückenbauarbeiten. Mit Hilfe meines NAVI war ich dann auch recht schnell wieder auf meinen vorgeplanten Weg.
Bald lag die Stadt hinter mir u. war dann wieder in bäuerliche Landschaft unterwegs. Die Stadtschilder der Dörfer waren nun zweisprachig angelegt. Hier leben noch sorbische Landsleute – Traditionen werden hier groß geschrieben. Mitlerweile war ich auf einer alten Heerstraße/Königsweg – Pilgerweg, der Via Regia, unterwegs. Diesem Weg folgte ich nun von Hochkirch durch die Dörfer Dresa u. Nieder-kainer nach Bautzen.
Dort fuhr ich dann durch die Altstadt direkt zur DJH. Da ich diese schon von einer anderen Radreise kannte, war es kein Problem diese auch zu finden. Dort bekam ich ein schönes, ruhiges Dreibett Zimmer für mich alleine.
Mittlerweile hatte sich auch der Wind gelegt. Bei strahlendem Sonnenschein bummelte ich noch durch die Altstadt, bevor ich dann in das Wirtshaus zum Karasek einkehrte um dort ein deftiges Abendessen zu mir zu nehmen.
Beim dunklem Bier dachte ich nur: … war doch heute wieder einmal eine richtig schöne Etappe. Mal sehen was der Tag morgen so bringt.
Ende Tag 5
Etappe 5, Tag 6:
Bautzen – Klein Partwitz, 65km Nach einem guten Frühstück startete ich bei strahlendem Sonnenschein, leider hatte der Wind wieder Fahrt aufgenommen u. stemmte sich gegen mich. Heute sollte mich mein Weg ja in die ehemaligen Braunkohle Abbaureviere der Niederlausitz führen. Da der Abbau schon
Jahrzehnte zurückliegt, ist die Landschaft um Senftenberg zu einer riesigen Seenplatte geworden. Aber bis dahin hats noch einige Stunden.
Bald schon hatte ich die Stadt hinter mir gelassen, war wieder mit dem Bike und einer großartigen Landschaft, ziemlich alleine unterwegs. Fuhr noch eine Zeit lang über die Via Regia, bis ich dann auf den Frosch Radweg abbog. Damit änderte sich nun auch die Landschaft. Es wurde flacher, das bedeutete – ich näherte mich allmählich der Niederlausitz. Felder, kleinere Waldflächen u. Teiche prägten nun meinen Weg. An den Dörfern mit der doppelten Namensgebung (deutsch/sorbisch) merkte ich, dass hier noch sorbische Landsmannschaften lebten.
Bald war ich dann auf dem Krabat Radweg (Krabat, -Teil der sorbischen Märchenwelt) der auch durch Schwarzkollm führte. Dort steht die märchenhafte Schwarze Mühle, in der einst der sorbische Betteljunge Krabat als Müllerlehrling aufgenommen wurde. Der Schwarze Müller war aber ein Zauberer u. stand mit dem Teufel im Bund. So nimmt die Sage ihren Anfang …
Nun war es nicht mehr weit, bis zu meiner Unterkunft im Reiterhof bei Klein Partwitz.
Hier, im ehemaligen Braunkohle Abbaurevier Niederlausitz, war ich umgeben von vielen riesigen Seen. Ganz in der Nähe waren nun der Senftenberger – Neuwiesener – Partwitzer – u. Sedlitzer See sowie das Speicherbecken Koschen.
Unmittelbar in der Region, wo sich jetzt der Partwitzer Reiterhof befindet, herrschte von 1924-26 die Ilse Bergbau AG. Dem Abbaufeld Scado fielen damals unzählige kl. Dörfer und auch die Kleinstadt Groß Partwitz zum Opfer.
Der Reiterhof/Pension/Wirtschaft lag direkt an meinem Radweg. Ich bekam dort mein vorbestelltes Zimmer u. konnte mein treues Rad in der Garage abstellen. Muß sagen:
Zimmer/Wirtschaft/Küche u. der Rest des Hofes waren Top. Am späteren Nachmittag machte ich noch einen längeren Sparziergang.
Wieder im Reiterhof bestellte ich mir ein leckeres Schnitzelgericht und ließ dann auf meinem Zimmer, beim Fernsehen u. kühlem Bier, den Tag ausklingen.
Ende Tag 6
Etappe 6, Tag 7: Klein Partwitz – Lübben, 71km
Am frühen Morgen war das Wetter wieder strahlend schön – nur der Wind hatte sich noch immer nicht gelegt. Nach einem guten Frühstück und der Zahlungsabwicklung, machte ich mich in Richtung Spreewald auf den Weg. Wieder ging es vorbei an vielen Seen u. Windparks. Ich glaube, in den letzten 3 Tagen wurde gut Energie in das sächsische Stromnetz eingespeist. Da viel mir einer besonders auf, denn dort war an allen Windrädern keinerlei Bewegung festzustellen – wahrscheinlich vom Netz genommen?! So gelangte ich dann nach Vetschau – dem Tor zum Spreewald. Über Raddusch fuhr ich dann auf ebener Strecke weiter nach Lübbenau (für mich, das Herz der Spreewaldromantik). Hier war wie immer, touristisch gesehen, richtig was los. Im Bootshafen dümpelten jede Menge Ausflugskähne, was ein wenig an Venedig erinnerte. Denn auch hier versuchten die Kahnführer die Touris in ihre Kähne zu locken. Auch sonst war hier an der Hafenpromenade viel zu sehen: zum Kauf wurden die verschiedensten Sorten Räucherfisch, Spreewaldgurken geflochtene Körbe u. Zwiebelgirlanden angeboten.
Natürlich bekam man auch den normalen Schnickschnack u. Nippes, – was ein Touri halt so braucht (oder auch nicht). Im übrigen, die noch vor 2 Jahren vorhandene Großbaustelle, hier im Stadtteilbereich, war mittlerweile fertig gestellt. So konnte ich stressfrei, durch den Rest des Städtchens und dann durch die Spreeauen, in Richtung Lübben weiter radeln. Bald schon strampelte ich dann auf dem Spreeradweg durch dieses einzigartigs Biosphärenreservat. Er wechselte auf einem Damm, dem ich quasi bis zum Horizont, immer weiter geradeaus folgte.
Fast schon vorbei denn kurz vor Lübben, rechts vom Damm (direkt an der Spree) lag die Jugendherberge. Da ich die Anschrift der JH nicht genau wusste, war sie auch nicht als Ziel in mein NAVI einprogrammiert. Nicht schlimm, denn das Logo des DJH-Verbandes war ja gut vom Radweg aus zu erkennen. Nachdem ich mich in der Rezeption angemeldet hatte, bezog ich mein reserviertes Einzelzimmer.
Hier wurde das übliche erledigt und dann machte ich mich zu Fuß auf den Weg ins Städtchen. Ach ja, das Wetter ist über den Tag sogar noch besser geworden, – denn der Wind hatte nachgelassen. Nach dem 20minütigen Fußmarsch war ich schon im Herzen des Spreewaldstädtchens. Hier wurden überall Buden u. Fahrgeschäfte aufgestellt, da am Wochenende ein Stadtfest gefeiert werden sollte. Ich bummelte kreuz u. quer um schließlich, direkt am Marktplatz in das älteste Gasthaus von Lübben einzukehren. Hier im Goldenen Löwen wurden spreewaldtypische Gerichte gekocht.
Zuerst gab es ein Fischsüppchen, danach dann einen Spreewaldteller. Der umfasst drei verschiedene Köstlichkeiten:
Grützwurst mit Sauerkraut + Salzkartoffel, Quark mit Leinöl u. Gewürzgurken. Dazu gehörte noch ein typischer Magenbitter. Derart gut gesättigt schlenderte ich noch in aller Ruhe durch den Hafen, um dann meinen Weg in Richtung DJ wieder aufzunehmen.
Ende Tag 7
Tag 8, Etappe 7 (Schlußetappe): Lübben – Berlin/Marzahn, 118km
Am nächsten Morgen machte ich mich kurz nach 9Uhr auf den Weg – wollte ja möglicherweise noch das Tropical Islands besichtigen. Bis Rietzneuendorf radelte ich noch auf dem Gurkenradweg danach sollte es auf dem Dahmeradweg bis Köpenick weiter gehen. Als ich auf der Autobahnbrücke bei Staakow stand, sah ich schon die Halle des Tropical Islands – sie überragte, wie ein riesiges Gewächshaus, den davor liegenden Wald. Als ich dann in Staakow war, hatte ich bereits 35km auf dem Tacho – es waren also noch gut 83km bis zum Etappenziel. Mit dem Blick auf die Uhr entschied ich mich für die Weiterfahrt, denn wenn ich jetzt noch 2,5h zu der Gesamtfahrzeit dazurechnen würde, – hmm, das passt nicht.
Die Besichtigung muss ich dann mal anders organisieren. Also weiter.
Der Dahmeradweg führte mich bis Märkisch Buchholz, Prieros immer wieder über Feld – u. Ackerflächen sowie durch ausgedehnte Waldgebiete.
In Prieros radelt man direkt am altertümliche Heimathaus u. einer alten Backsteinkirche vorbei. (anhalten lohnt sich)
Ab Krablow verliert der Dahmeradweg seinen malerischen Scharm, da er über Königs-Wusterhausen u. weiter bis Wernsdorf dem Ziegenhals folgt (keine wirklich schöne Gegend – alte Industrie). Weiter über Schmöckwitz u. Karolinenhof geht es nun, vorbei am sogenannten Langen See(Dahme), bis Köpenick. Hier fließt dann auch die Dahme in die Spree. Nun fahre ich durch Köpenick nach Biesdorf. Dem Blumberger Damm folge ich bis in Höhe Erholungspark Marzahn, um dann durch Alt Marzahn die Landsberger Allee zu erreichen. Auf der gegenüberliegenden Seite sind die Hochhausblöcke von Marzahn schon zu erkennen. Jetzt brauche ich nur noch knapp 10min bis zum Ziel,-also los, Griff zum Handy.
“ Hallo Gisela – bin gleich da, kommste runter – vergesse aber das Bier nicht?!“. Um 17Uhr standen wir uns gegenüber bzw. lagen uns in den Armen.
Wieder mal Geschafft.
Nach dem wohl verdienten Schluck aus der Pulle, einigen Ankunftsfotos ging es dann in den Fahrstuhl. Fazit: Gerne wieder!!!
Im Großen u. Ganzen hat das Wetter doch ganz gut mitgespielt, somit waren die 615km gut zu fahren.
Die Landschaft hatte überall ihre Besonderheiten u. Reize.
Städte u. Dörfer waren fast überall in einem guten Zustand. Auch mit der Bevölkerung hatte ich wieder keinerlei Probleme – waren alle sehr freundlich u. hilfsbereit.
Also, habt keine Scheu den Osten auch mal unter die Reifen zu nehmen!