Tag 4
Etappe 3:
Abfahrt 8.30 Uhr von der Jugendherberge in Eisenach(ca. 250m üNN).
Um den Rennsteig Radweg zu erreichen, wählte ich die Auffahrt über die B 19 bis zum Parkplatz Hohe Sonne(ca. 435m üNN).
Von dort dann weiter bis zum Grenzadler(ca. 835m üNN) / Oberhof. Da die Bundesstraße nur schwach befahren war, hatte ich den Rennsteig in einer guten halben Stunde erreicht.

Als einer der wenigen Höhen – Radwanderwege Deutschlands verläuft er zum großen Teil parallel zu seinem Namensgeber. Die Gesamtlänge Hörschel – Blankenstein a. d. Saale beträgt 195 km also knapp 30 km länger als der Wanderweg. Nur 26 km sind identisch mit dem Wanderweg. Der Radweg verläuft entlang der Kammhöhen des Thüringer Wald, Thüringer Schiefergebirges u. des Frankenwaldes.
Der ständig wechselnde Belag des Weges: Asphalt, Sand, Waldboden, Schotter – macht ihn für jeden Biker interessant. In der Regel sind es nicht öffentliche Wald – u. Forstwege sowie ruhige Nebenstrecken. Dieser Radweg zeichnet sich auch durch seine vielen wunderbaren Landschaftsblicke aus. Hervorzuheben ist natürlich auch seine
hervorragende Beschilderung u. die Höhenprofildastellungen auf den Schautafeln. Vielleicht ein kleiner Wermutstropfen: die letzten 12 km vor dem Grenzadler/Oberhof, die sogenannte Steinbacherstraße, bieten keinerlei Abwechslung – weit u. breit nur WALD!

Nochmals zu diesen 70km mit 1500hm von Eisenach nach Oberhof:
Mit dem Gepäck macht es schon richtig Arbeit u. kostet reichlich Körner diesen großartigen Weg zu erfahren – aber ich meine:
Es hat sich bis hierhin gelohnt. Mit der Pension „Am Waldrand“ hatte ich für 2 Übernachtungen eine gute Wahl getroffen. In ruhiger Stadtrandlage habe ich dort um 16.30Uhr mein gebuchtes Zimmer belegt.

Tag 5
Zur freien Verfügung in Oberhof.
Nach der gestrigen Schüttelfahrt auf den Schotterabschnitten des Rennsteig , stand, nach einem guten Frühstück, erst einmal eine Fahrradwartung auf der Tagesordnung.
Das hintere Schutzblech musste neu befestigt, die Kette sowie das gesamte Rad gründlich gereinigt werden. Mit neu gefetteter Kette u. abmontierten Packtaschen machte ich mich zur Erkundung der Oberhoferumgebung auf. Zuerst ging es wieder zurück Richtung Grenzadler, denn oben im Haselgrund ist das Leistungssportzentrum unserer Wintersportelite. Zu sehen ist die Biathlonarena, die imposante Skisporthalle sowie der Skihang mit dem Fallbachlift u. der Bobbahn. Die Kaserne unserer Sportsoldaten ist hier oben auch angesiedelt – also ideale Trainingsbedingungen im Winter so auch im Sommer. Im angrenzenden Wald ist die asphaltierte Trainingsstrecke der Biathlon – bzw. Skilanglauf Sportler, demnach ganzjährig benutzbar. Danach fuhr ich mit großen Erwartungen nach Oberhof. Im Tourismusbüro am Kurpark besorgte ich mir einen Stadtplan und radelte weiter in die Innenstadt. Uups, bin ich schon durch? Kann doch nicht sein,- oder. Ein Paar Geschäfte u. Kneipen, einige Hotels/Pensionen – kaum Menschen auf den Straßen. Doch so ist Oberhof. Nicht zu vergleichen mit anderen top Wintersport Orte in Bayern oder gar dem Hochsauerland. Nichts los,
tote Hose. Generationen Flucht, – kaum mal jüngere Leute zu sehen. Hier gibt es nur eine SAISON u. die ist im Winter! Durch eine Art Fußgängerzone fuhr ich dann Stadt auswärts, parallel zur L 247, in Richtung Rondell / Rennsteig.

Auf der Passhöhe zwischen Oberhof und Zella-Mehlis erinnert ein Obelisk im Rondell an den von Preußen hier auf dem Boden befreundeter Kleinstaaten finanzierten Chausseebau von 1830-32, der als Symbol des noch vor der politischen Einigung zur Wirtschaftsgemeinschaft zusammenwachsenden Deutschland gefeiert wurde. Ferner ist ein Waldarbeiterdenkmal zu sehen. Als weitere Attraktion kann man den Rennsteiggarten zählen. Er wurde 1970-76 in dem Steinbruch angelegt, aus dem seinerzeit der Schotter für die Passstraße kam. Über 4000 Gebirgspflanzen wurden in über 40.000 Werkstunden „von Tausenden Werktätigen“ auf dem 7 ha großen Gelände angesiedelt. Mein Fazit von Oberhof: Es scheint nur so richtig im WINTER zum Leben zu erwachen – und das kann ja wohl nicht alles sein, oder?!

Tag 6
Etappe 4: Abfahrt 8.45 Uhr

Nach dem Frühstück führte ich noch ein längeres Gespräch mit meinem Zimmervermietern. Es ging natürlich um die Situation in Thüringen bzw. Oberhof. Die einzelnen Tourismusverbände scheinen nicht an einem Strang zu ziehen – denen geht es wohl nicht um die Region sondern mehr um`s Überleben der einzelnen Ferienorte. Ob das SINN macht? So fuhr ich dann ein letztes Mal durch den Ort in Richtung Rondell/Rennsteig um dort dann, auf einer asphaltierten Nebenstraße, in Richtung Schneekopf – Schmücke weiter zu fahren. Die Auffahrt zum höchsten Punkt meiner Radtour (Schmücke 945m), vorbei am Abzweig Schneekopf(Aussichtsturm mit der höchsten Aussicht von ganz Thüringen), gelangte ich schließlich zur Wetterstation(938m) am Rennsteig. Nachdem ich die Schmücke hinter mich gelassen hatte, ging es wieder schotterig in Richtung Rennsteig Bahnhof – Bunkermuseum weiter. Die Tendenz war nun in leichten, Auf -u. Abschwüngen, bis zum Örtchen Allzunah(750m) weitgehend bergab.
Danach ging es dann über Neustadt, Kahlert auf asphaltierter Nebenstrecke nach Masserberg(800m) weiter. Nachdem ich das kleine Kurörtchen durchquert hatte, fuhr ich noch ca. 3 km auf dem Rennsteig Wanderweg bis zur Werraquelle (797m, bei Fehrenbach).

Mit der Werraquelle, dem dort anfangenden Werratal Radweg, verließ ich dann bald den Rennsteig Radweg. Ab jetzt ging es wieder ins Tal. So wurden dann in kurzer Zeit(ca. ½ h) locker 400 Höhenmeter vernichtet.

So radelte ich über Schwarzenbrunn, Sachsenbrunn – Sachsendorf, auf dem Werratal Radweg, hinunter bis nach Eisfeld(440m). Pünktlich um 13.30Uhr bezog ich dort im Schaumburger Hof mein Zimmer.

Tag 7
Etappe 5: Abfahrt 8.15 Uhr
Heute sollte das Etappenziel Bad Salzungen(90 km) noch vor der großen Hitze erreicht werden, denn die Temperaturen im Werratal waren doch deutlich höher als oben auf dem Rennsteig. Mein Weg führte wieder durch eine wunderschöne Flusslandschaft mit malerischen, kleinen Städtchen. Zügig ging es auf dem hügeligen (500hm auf, 650hm ab) Radweg, vorbei an Klöstern, Schlösser u. Burgen in Richtung Bad Salzungen. Der Werratal-Radweg besteht hier hauptsächlich aus Wald- und Wanderwege, Wirtschaftswege sowie wenig befahrene Kreis- und Landesstraßen. Umgeben von zahlreichen Waldgebieten u. vogelreichen Naturschutzgebieten ist das Örtchen Immelborn. Seit 1936 brüten hier jährlich Weißstörche in der Gemeinde.

Sie haben ihr Nest auf dem alten Ziegeleischornstein in der Ortsmitte. Das Storchennest zählt zu den erfolgreichsten Brutplätzen Südwestthüringens u. liegt direkt am Wegesrand. Also Augen auf!
In landschaftlich reizvoller Umgebung, zwischen der kuppenreichen Vorderrhön und dem Thüringer Wald gelegen, liegt die Kur- und Kreisstadt Bad Salzungen, die ich nach gut 8 Stunden erreichte. In der Pension Morgenweck bekam ich ein schönes, kühles Zimmer.
Ich gönnte mir gleich mal `ne Flasche Bier, denn die hätte ich mir wohl verdient, meinte auch der Herr des Hauses. Er konnte eh nicht recht glauben, dass ich diese Etappe, ohne zusätzliche Übernachtung in Meiningen, schon hinter mich gebracht hatte. Das hätte bisher noch keiner seiner Gäste geschafft – u. dann noch in so kurzer Zeit. Nach einer ausgiebigen Dusche machte ich mich dann zu einem Stadtbummel auf. Herr Morgenweck klärte mich noch über Sehenswürdigkeiten u. gute Lokalitäten in seiner Stadt auf.

Die Kurstadt ist umgeben von zahlreichen Wäldern, in der Stadt selbst laden gepflegte Parkanlagen sowie der malerisch gelegene Burgsee mit seiner Uferpromenade zum Spaziergang ein. Der Reichtum der Stadt lag von jeher in ihren großen Salzvorkommen begründet. Das Herzstück des Soleheilbades, das Gradierwerk, ist ein Zeitzeuge für die Salzproduktion in der Region. Nach der Einkehr in ein Lokal mit gutbürgerlicher Küche, schlenderte ich wieder zurück in die Pension, um diesen schönen Tag ausklingen zu lassen.

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