Samstag 12. September 2009
Wetter:
erst bedeckt u. kühl, später danach richtig schön, Gegenwind
6. Etappe: 110km, Etappenziel ist Torgau, Fahrzeit: 6,5h
Gut gestärkt ging es am nächsten Morgen über den Elberadweg weiter zur Renaissancestadt Torgau. Auf der rechten Elbseite u. parallel zur Sächsischen Weinstraße ging der Radweg vorbei an Meißen (Porzellan & Weinstadt) nach Kleinzadel. Dort endeten die letzten Ausläufer des Weinanbaugebietes u. ich querte dort mit der Fähre die Elbe, um nun auf der linken Seite in Richtung Riesa, Strehler weiter zu fahren.

Nun machte sich Landwirtschaft/Großkolchosen breit. Vorbei an nicht zu enden wollenden Maisfeldern u. Ackerflächen kam ich durch unberührte Dörfer, in dem wohl noch kein Cent vom Soli angekommen war. Marode Häuser u. Dorfstraßen aus uralten, unförmigen Pflastersteinen – von Radwegen keine Spur. Selbst in Städten wie Riesa/Strehla scheint die Industrie abgewandert zu sein. – Was mir noch auffiel, – es gab kein Schiffsverkehr auf der Elbe, weder Ausflugs – noch Lastenschiffe. Lag es am Niedrigwasser der Elbe oder ist diese Region für die Industrie uninteressant geworden? Pünktlich zum Kaffee traf ich in Torgau bei der Pension Altes Bootshaus, direkt am Elberadweg, ein. Wie sich schnell herausstellte, konnte ich dort auch zu Abend essen. So konnte ich also in aller Ruhe duschen, durchs Städtchen bummeln u. brauchte keinen weiteren Gasthof suchen. Nur einen Steinwurf weit von der Pension entfernt lag die kursächsische Residenz Schloss Hartenfels. Dieser Renaissancebau beinhaltet auch eine Schlosskirche, die von Martin Luther 1544 geweiht wurde.

Auch sonst ist das Städtchen ein wahres Schmuckkästchen – leider war der Marktplatz gesperrt, da dort eine Open Air Veranstaltung lief. Am Abend aß ich dann eine gebratene Forelle mit Petersilien Kartoffeln. Dazu gab es ein Radeberger frisch vom Faß. LECKER.

Sonntag 13. September 2009
Wetter:
bedeckt u. kühl, immer wieder Regenschauer, Gegenwind
7. Etappe: 70km, Etappenziel ist die Lutherstadt Wittenberg, Fahrzeit: 4,5h
Trübe Aussichten – nachdem ich mein Trekkingbike wieder aufgerüstet hatte, ging es auf die heutige Regenetappe zur Lutherstadt Wittenberg. Schon nach ca. 5km kam der erste Stopp. Aufrödeln – komplettes Regenzeug anlegen! Zunächst war es nur ein leichter aber durchaus beständiger Regen, der mich in eine nahe offene Scheune trieb. Doch es wurde höchstens mal für ´ne Stunde trockener. Daher war es schon die richtige Entscheidung. Im Verlauf der Etappe habe ich nur nach und nach auf meine Gamaschen u. Regenhose verzichtet. Regenjacke war Pflicht! Der Streckenverlauf ging wieder hauptsächlich durch Bauernland! Bei der trüben Witterung war die Etappe wirklich nicht besonders prickelnd. So kam ich auch ziemlich feucht u. frierend in Wittenberg an. Die DJH war gut u. schnell zu finden, brauchte ja nur zur Schlosskirche radeln. Die Jugendherberge ist ja im Wittenberger Schloss untergebracht.

Ich war eigentlich wieder viel zu früh `dran – Zimmerbelegung erst ab 17Uhr. Aber mein Auftreten war wohl erbarmungswürdig, sodass ich schon in mein Zimmer durfte. Nach dem Trockenlegen bzw. einer heißen Dusche war die Welt für mich wieder in Ordnung. Jetzt fehlte noch `nen lecker Stückchen Kuchen mit `ner guten Tasse Kaffee! Nachdem ich mir einen Schirm ausgeliehen hatte, schlenderte ich ins Zentrum der Stadt. Auf dem Rathausplatz, nähe der Stadtkirche St. Marien, kehrte ich in Tante Emma`s Kaffeehaus ein (****). Dort wurden meine Träume erfüllt. Danach erkundete ich das Städtchen. Wirklich schön u. prima restauriert.
Die Schlosskirche zu Wittenberg, mit Luthers berühmter Thesentür, liegt ja direkt bei der Jugendherberge. Für ein wirklich gutes Abendessen kann ich noch das Lokal Schlosskeller, auch direkt an der DJH und 31 Stufen unter dem Tageslicht, empfehlen. In diesen historischen Gewölben gibt es Speisen wie zu Luthers Zeiten u. dunkles Bier aus Steinkrügen. Was will man auf Reisen mehr?

Montag 14. September 2009
Wetter:
erst bedeckt u. kühl, dann Sonnenschein, Gegenwind
8. Etappe: 145km, Etappenziel ist Berlin-Marzahn (Ziel/Start), Fahrzeit: 9h

Nach einem ausgiebigen Frühstück machte ich mich frisch ans Werk. Es sollte ja, mit 135 geplanten Kilometern, meine Abschlussetappe werden. Legte meinen Weg durch Wittenberg so, dass ich noch an der Hundertwasserschule vorbei kam. Es ist ein schöner, bunter mit Türmen u. ungewöhnlich geformten Fenstern verspielt wirkender Prachtbau. Da möchte man selber gerne wieder zur Schule gehen. Außerhalb der Stadt nahm ich dann den Berlin/Leipzig Radweg auf dem ich dann in Richtung Flaeming fuhr. Kurz vor Seehausen befuhr ich Europas größte Skate-Region. Es ist ein dichtes(bäuerliche Bewirtschaftungswege, Radweg …) Netzwerk von kleinen, schmalen u. geteerten Sträßchen die hauptsächlich für Skater/Inlineskater/Nordikblader(auch Radfahrer) genutzt wird. Flaeming Skate, so nennt sich diese Region südlich von Berlin. Dieses Gebiet interessierte mich, da ich auch diesen Sport betreibe, siehe auch „Für Skater“ auf dieser Webseite. Am 19. Sept. geht es ja in Berlin an den Marathonstart. Bis Luckenwalde folgte ich den Sträßchen um dann durch ausgedehnte Waldgebiete Richtung Nuhte-Urstromtal zu fahren. Bei Martensmühle überquerte ich die Nuthe u. fuhr dort über einen Sandweg in den angrenzenden Wald. Ich wollte ja nach Wiesenhagen. Nach dem Wald sollte, laut Navi(Software D ToPo3), eine Brücke sein die ein Überqueren der dortigen ICE Trasse möglich machen sollte. Pustekuchen – weit u. breit von einer Brücke nichts zu sehen! Was machen? Das Rad über den Gleiskörper tragen? Viel zu gefährlich! Fuhr also Richtung Kliestow weiter. Dort sollte sich, laut Aussage eines Fußgängers, auch die nächste Möglichkeit(Brücke) sein, weiter in Richtung Klein Schulzendorf zu fahren. Umweg nur knappe 3,5km. Also los, das ist ja genau meine Richtung. Als ich dieses Dorf hinter mich ließ, war ich wieder auf meiner ursprünglichen Route Richtung Flugplatz Berlin Schönefeld.Ich radelte weiter u. dachte noch: wieder `ne ¾ Stunde durch dieses blöde Suchen verloren!

Hinter Dahlewitz, Blankenfeld ging es weiter nach Selchow. Auch hier ging es nicht mehr weiter – Großbaustelle Flugplatz Schönefeld. Es gab aber eine großzügig angelegte Umfahrung (Straße für PKW´s), auf dem dichter Berufsverkehr war. Einen zusätzlichen Radweg suchte ich vergeblich. Dafür war wohl kein Geld mehr vorhanden – warum auch?! Ich fühlte mich auf dieser Straße überhaupt nicht wohl u. war froh dann nach Wassmannsdorf abbiegen zu können. War dann auch bald in dem Ortsteil Berlin-Schönefeld.
Berlin war also schon erreicht.
Doch bis B. Marzahn waren es dann nochmals 22km. Als ich durch den Ortsteil B. Köpenick fuhr, war die Ronda Grande fast schon perfekt!
Mit einem sehr guten Gefühl fuhr ich nun die letzten Kilometer bis ins Dorf Marzahn. Von dort aus rief ich dann per Handy meine Cousine an. „Ja wo bleibst Du denn, ich warte schon seid 17Uhr auf dich?!“ Mittlerweile war es knapp 18.30Uhr. „Keine Panik Gisela, in 10min bin ich bei Dir. Komme bitte runter, bringe ´ne Flasche Bier u. den Fotoapparat mit. Bis gleich, Tschüß“ antwortete ich. Dann großes HALLO – ich hatte es vollbracht.
Nach der heutigen Sattelzeit von gut 9Stunden u. immerhin 145km hatte ich mir das Bier doch wohl redlich verdient – ODER?!

Nach dem ersten Bier u. einem guten Abendessen habe ich dann erst einmal geduscht. Danach gab es dann viel von dem erlebten zu erzählen.
Als Fazit würde ich sagen:
Landschaftlich sprach mich am meisten die Region um Cottbus/Bautzen, die Ausläufer des Hohwald/Sächsischen Schweiz u. der Fläming an. Vom Spreewald war ich eher ein wenig enttäuscht – oder meine Erwartungen waren zu hoch. Die Metropolen waren sehr schön anzuschauen, wobei die Förderung der Dörfer aber zu kurz gekommen ist.
Alles in allem war es eine sehr interessante, abwechslungsreiche Runde.
Zur Navi Software D ToPo3 von Garmin kann ich nur sagen, dass sie stellenweise einfach nicht stimmte!
Dann muss auf jeden Fall improvisiert werden!

War dann in den nächsten Tagen, im Ost u. – Westteil der Stadt, auf Besichtigungstour(ohne Bike!). Quasi als Höhepunkt machte ich dann noch am Samstag den Berlin-Skate-Marathon mit. Dienstag´s fuhr ich dann mit der DB wieder zurück nach NRW.

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