Tag 8
Etappe 6: Abfahrt 8.45 Uhr
Nach einem perfekten Frühstück, u.- fast schon natürlich, super Tipps zu meiner heutigen Tagesetappe nach Rotenburg a.d. Fulda von Herrn Morgenweck, ging es wieder auf den Sattel. Entlang der Werra, ging es nun auf etwas direkteren Weg bis Vacha / Philippsthal.
Dort verlief noch bis zum 12.11.1989 die innerdeutsche Grenze. Reste der Sperranlage sind noch zu sehen. So fuhr ich vom Wartburgkreis Thüringen in den Landkreis Hersfeld-Rotenburg Hessen. Schon von weiten waren sie zu sehen, die weißen Berge im Werratal. Nach kurzer Fahrt stand ich dann vor dem Verbundbergwerk Werra in dem Kali+Salz abgebaut werden. Im Ruhrgebiet gib`et`ja schwatte Berge – die hier sehen irgendwie freundlicher aus. Wenn ich mich nicht täusche, habe ich sie auch vom Rennsteig aus gesehen. Ein Wahrzeichen dieser Region.
Nach insgesamt 20 km verließ ich dann die Werraregion u. schlug den Weg in Heimbolshausen nach Rotenburg a.d. Fulda ein. Dazu musste ich mal wieder über`n Berg. Ein Stück weit hinter Friedewald rollte ich bergab um quasi bei Sorga die Fulda zu erreichen. Auch schön – also landschaftlich wieder einmal vom aller Feinsten. Über den hessischen Radfernweg R1/Fulda-Radweg ging es dann vorbei an Bebra direkt nach Rotenburg. Um 13.45Uhr stand ich dann in der Anmeldung der Jugendherberge. War natürlich zu früh – durfte mein gebuchtes Zimmer aber trotzdem beziehen. Ganz toll, super gelaufen – DANKE für diesen Service. So konnte ich dann am frühen Nachmittag zu meinem Stadtbummel aufbrechen.
Tolle Stadt mit Fachwerkromantik, so weit das Auge reicht. Hier war wieder was los – überall junge Menschen, in vielen Gassen war Action angesagt. Zum Abend gab es sogar, auf einer kleinen Bühne, eine Reggae Live Band. SUPER.
Nach einem deftigen Grillteller schlenderte ich wieder durch den Schlosspark zurück zur Jugendherberge, um dort den Abend dann ausklingen zu lassen.
Tag 9
Etappe 7: Abfahrt 8.15 Uhr
Für heute hatte ich mir folgenden Marschbefehl gegeben: 16Uhr Deutschland – Argentinien, Bad Wildungen von hier gut 60 km – wenn nichts dazwischen kommt, dürfte das wohl kein Problem sein. Im Bereich ab Kilometer 22 über einen Abschnitt von 10 km ist zwar wieder ein Berg(185m-350m) zu überwinden aber wie gesagt – das wird schon. Also los. Karakter dieser Etappe: sehr abwechslungsreiche, gnadenlos schöne Landschaft in der es 380hm bergauf u. 350hm bergab ging. Auf dem überwiegend asphaltierten Radweg fuhr ich bis Beiseförth weiter. Bis Fritzlar fuhr ich dann auf Regioradwegen weiter, um dort dann auf dem Eder-Radweg weiterzuradeln. So erreichte ich Bad Wildungen schon um 12.30 Uhr, lag also voll in meinem Zeitplan. Die große Hitze breitete sich erst wieder zum Nachmittag hin weiter aus. In der Pension Gimpel herrschte reges Treiben. Mit mir trafen noch weitere Gäste ein, denen dann auch ihre Zimmer zugewiesen wurden. Im Frühstücksraum hing auch ein großer Flachbildschirm – Rudelgucken war also auch kein Problem. Notfalls stand auf meinem Zimmer auch ein TV. Na dann, wir sehen uns zum Anpfiff wieder. Hatte genügend Zeit für eine Dusche, `ne Flasche Bier u. zu einem kleinem Nickerchen.
Nach dem grandiosen Sieg der deutschen Fußballer ging ich zur Altstadt, um bei einem Italiener etwas Gutes zu essen. In und um B. Wildungen tobte der Jubeltaumel der Deutschlandfans. Ein nicht endender Autokorso umkreiste die Kurstadt. Grölendes Fußvolk irrte durch die Gassen der Altstadt u. lärmte gewaltig mit ihren Tröten.Ich war froh, als ich endlich ein ruhiges Plätzchen beim Italiener gefunden hatte. Nachdem ich den Tomaten – Mozzarella Salat verputzt hatte, gab es noch eine Pizza Tonno.
Zwei Weizen dazu, fertig. Lecker! Als ich den Heimweg zur Pension Gimpel antrat, war der Spuk auf den Straßen auch wieder vorüber. Dort schaute ich mir noch, auf meinem Zimmer, das abendliche WM-Spiel an, bevor ich den vorletzten Tag meiner Trekki-Tour beendete.
Tag 10
Etappe 8 (Abschlußetappe): Abfahrt 8.30 Uhr
In der Nacht hatte es sich erheblich abgekühlt. Der Himmel war bedeckt u. diesig – keine gut Fernsicht. Für die letzten 75km dieser Tour plante ich knappe 7 Stunden ein, denn so gegen 14.45Uhr fährt von Winterberg(HSK) aus der Sauerlandexpress nach DO. Bei diesen Temperaturen dürfte das ja wohl machbar sein. Über Altwildungen, vorbei am Affoldersee führte mein Weg nach Hemfurth u. weiter zum Edersee.
Dort stieg ich dann wieder auf den Ederradweg ein. Folgte diesem über die gesamte Länge des Sees bis zur Brücke der B 252 bei Herzhausen. Es war bis hier schon ein sehr schöner, hügeliger Radweg in einer tollen Landschaft. Der sich schotterig bis Ederbringhausen vortsetzte. Danach radelte ich über einsame Landstraßen nach Niederorke, Sachsenberg, Dreislar nach Medelon. Bisher wieder ein ständiges auf und ab.
Klasse. Nun folgte ich dem Flüsschen Orke (Orketalradweg), stetz bergan, bis zur K 50 einer kleinen Landstraße, die direkt nach Winterberg führt. Diese letzten 3 Kilometer haben es noch einmal richtig in sich. Da das Wetter mittlerweile besser geworden war, ich noch gut im Zeitplan war, zog ich mich in einem Schutzhäuschen kurz um. Eine Shorts mit T-Shirt waren bestimmt auch, auf der 2 stündigen Zugfahrt nach DO besser, als mit den klammen Bikesachen `rum zu sitzen. Also, auf zum Bahnhof.
Pünktlich um 14.15Uhr stand ich in der Schalterhalle.
Das Tour-Ziel war hier mit 615 Kilometer erreicht! Diese Etappe hatte im übrigen 814hm bergan u. 606hm bergab – aber schön.
Der Sauerlandexpress startete dann um 14.46Uhr und fuhr direkt nach DO. Danach mußte ich leider nochmals 2 mal Umsteigen (DO & Wanne Eikel). Bahnhöfe u. Radfahrer bzw. Trekkis mit Gepäck – auf vielen Bahnhöfen ein No Go. Da fehlen einfach die Aufzüge – Schleppen ist angesagt. Und das unter Zeitdruck! Streß pur. Wanne Eikel ist dafür ein negatives Beispiel: extrem steile Treppenaufgänge mit keinerlei Schiebehilfen an den Treppenseiten. Helfen wird dir eh niemand – im Gegenteil: Schau mal der Blödmann, was der sich rumquält – Radfahrer. Das kann man wirklich aus vielen Gesichtern der Gaffer heraus lesen. Aber auch das habe ich geschafft, so dass ich 17.35Uhr Recklinghausen erreichte.
Fazit: Absolut schöne Trekkingbike Tour – gerne wieder, vielleicht auch mal mit dem MTB und nur einem 35l Rucksack. Na ja, – das Wetter muß natürlich mitspielen. Ich hatte traumhaft schönes Wetter – aber wer weiß das vorher schon. Von Thüringen/Rennsteig war ich schon begeistert aber von den Orten war eher ein wenig enttäuscht. Vergleicht man Oberhof mal mit Oberstdorf oder nur mal mit Winterberg / Willingen … Geht eigentlich gar nicht denn da liegen Welten zwischen.
Wie mir scheint, erwacht Oberhof nur im Winter aus seiner Lethargie. Eine ganzjährige Saison gibt es dort nicht.