Es war eine wundervoll hüglige Landschaft. Irgendwann war es dann aus mit der Ruhe. Der Radweg verlief nun parallel der stark befahrenen Bundesstraße 279. Es dauerte auch nicht lange, das mir einfach meine gewohnte Ruhe beim Radln fehlte. Suchte während der Fahrt nach alternativ Wegen, die in Richtung Bamberg verliefen. Ein gewisser Umweg spielte da keine Rolle. So ging es dann über einsame Landstraßen, durch kleine Dörfer weiter – doch immer das Etappenziel vor Augen. Kurz hinter Baunach erreichte ich so bei Kemmern den Main RW. Direkt am Uferweg des Main – Donau Kanals pedalierte ich später gemütlich durch Bamberg.

Bei Bug überquerte ich den Kanal. Das Hotel Buger Hof, in dem ich Reserviert hatte, lag unweit vom Regnitzufer entfernt. Nachdem ich dort eingecheckt, mein Zimmer belegt u. geduscht hatte, kontrollierte ich die Navidaten der heutigen Etappe. Es wäre bestimmt ruhiger auf dem Meiningen – Hassfurt RW gewesen. Der verläuft auch durch Bad Königshofen. Von Hassfurt weiter über den Main RW weiter bis Bamberg – fertig. Dieses Mainteilstück kenne ich schon von einer früheren Tour. Na ja, vielleicht dann so mal auf einer meiner nächsten Deutschlandfahrten. Heute gab es eine doppelte fränkische Currywurst mit Pommes zum Abendessen – großartiges mehr hatte die Küche leider nicht zu bieten.

Danach gab es noch ein dunkles Landbier u. ein WM Fußballspiel. Die üblichen übrigen Hausaufgaben erledigte ich dann noch so nebenbei, bevor ich mich schlafen legte. Werde Morgen sowieso die Etappe etwas einkürzen – die Hälfte in der Fränkischen Schweiz reicht bestimmt auch.

Etappe 6: Bayern

Bamberg – Fränkische Schweiz – Forchheim 57km, (510hm), 5,5h

Unten im Speisesaal war ein wirklich reichhaltiges Frühstücks Buffet aufgebaut. Es war erst 8.15Uhr, doch der Saal war schon sehr gut gefüllt u. ein reges Treiben war zu beobachten. Eine junge Dame brachte mich zu meinem Einzelplatz an einen Tisch u. wünschte mir freundlich „Einen guten Appetit“, bevor sie sich wieder um die anderen Gäste kümmerte.

Ich ließ es mir schmecken und bezahlte danach meine Rechnung, verabschiedete mich u. ging in den Hof zum Radunterstand.

Mit mir rüsteten noch andere Radtouristen ihre Räder auf – prompt kamen wir ins Gespräch: „Wo soll es denn heute hin gehen?“ fragte ich. „Über den Mainradweg nach Würzburg. Wir sind nur Eintagesbiker“ lautete die Antwort.“Nach ihrem Gepäck zu Urteilen, sind Sie wohl schon länger unterwegs?“ „Na ja, habe jetzt die Hälfte meiner Deutschlandfahrt hinter mir. Heute geht es, durch die Fränkische Schweiz, nach Forchheim u. in den folgenden Tagen weiter bis ins Allgäu“. „Aus welchem Bundesland kommen Sie denn?“ fragte mich eine Bikerin. „Aus dem Ruhrgebiet in NRW – Schalke, Dortmund, Bochum, – Recklinghausen, genau da zwischen“ antwortete ich. „Wouw – wie lang wird denn dann die Tour?“ meinte sie nun wieder. „Ich denke mal, wenn alles klappt, werden es 850km in 10 Etappen/Tagen“ antwortete ich. „Ja hoffentlich hält bis dahin auch das Wetter durch. Heute soll es schön bleiben. Gute Fahrt weiterhin“ wünschte mir das Bikerpaar. Ich erwiderte die Wünsche u. machte mich auf meinen Weg.

Ich radelte, in Gedanken versunken, zunächst wieder am Main – Donau Kanal entlang. Bamberg, schön u. gut – aber dieses Hotel war ein Flop. Frühstück o.K., doch der Rest paßte gar nicht. Mit gerade noch ausreichend stand meine persönliche Bewertung fest. Heute geht es ja mal wieder in eine Jugendherberge, bin gespannt. Radelte noch ein wenig durch die Bamberger Altstadt, da dort aber Wochenendmarkt war, machte es nicht viel Sinn.

So fuhr ich, östlich stadtauswärts, auf dem Hochweg Fränkische Schweiz in Richtung Litzendorf. Weiter dann durch Melkendorf in eine Waldregion am Geisberg vorbei.

Genau genommen strampelte ich in diesem Wald gegen eine Wand. Irgendwie musste ich auf ca. 2,5km einen Höhenunterschied von 260hm erobern. Das ging natürlich nur mit Schieben – wobei ich bzw. das Rad, auf dem Feinsplitt, kaum Gripp hatten. Das war Arbeit pur!

Geschafft (565ü.NN, ich war auch ganz schön geschafft) – oben an einer Wegkreuzung angelangt, nahm ich nun den Weg Richtung Burggrub / Heiligenstadt i. Oberfranken. Da es nun wieder beständig bergab ging, waren die überstandenen Strapazen schnell wieder vergessen. Ich tauchte in eine wundervoll, atemberaubenden Natur ein, die ich schon 2mal aus vorhergehenden Jahren genießen konnte. In rasanter Fahrt ging es bald dann von Heiligenstadt ins Wiesenttal nach Ebermannstadt.

Entlang der Wiesent radelte ich nun gemütlich zum Fränkische Schweiz RW. Hinter einer Wegkurve, auf diesem Wiesentwanderweg, konnte ich noch bei einem Radlerpärchen 1.Hilfe leisten. Das Paar war o.K. aber eines der Räder wollte nicht mehr. Im Hinterrad war die Kette hinter Ritzel gesprungen u. festgezogen. Alles eigentlich kein Problem, – nur wenn kein Werkzeug vorhanden ist …

Sie schickt uns der Himmel. Haben Sie zufällig Werkzeug bei. Können Sie uns helfen?“ fragte mich eine Fränkische Frau. „Ich habe nie nur zufällig Werkzeug bei, sondern immer aber in der Regel nur das, was ich auch an meinem Rad brauche. Hoffentlich habe ich das, was Sie jetzt brauchen“ entgegnete ich. Brauchte eigentlich einen 17er Maulschlüssel, um die Muttern am Hinterrad zu öffnen. So etwas habe ich natürlich auch nicht dabei, – doch an meinem Multitool gab es auch eine Zange. Der Rest war dann kein Problem mehr: Muttern öffnen, Hinterrad vorziehen (Kette entspannen) Kette wieder auf das Ritzel legen, Kette spannen (Hinterrad zurück ziehen) u. schließlich die Muttern wieder festziehen. Fertig.

Da muß ich erst aus NRW kommen, damit Sie wieder weiter Radln können“ scherzte ich. „Ja, Gott sei Dank u. ihnen natürlich auch. Wooo kommen Sie her?“ fragte Sie erstaunt. „Ich bin unterwegs ins schöne Allgäu, – in vier Tagen will ich dort sein!“ antwortete ich. „Bin, weil es hier so schön ist, extra ein Teilstück durch die Frän. Schweiz gefahren. War heute schon auf knapp 600m ü.NN u. will nun weiter zur Jugendherberge in Forchheim. „In Forchheim ist an diesem Wochenende Stadtfest“ meinte sie. Wir plauderten noch ein wenig u. verabschiedeten uns herzlich voneinander. Wünschten eine gute Weiterfahrt und traten wieder in die Pedalen.

Langsam verdunkelte sich der Himmel u. vereinzelt vielen die ersten Tropfen. Gut das ich gleich da bin – ist ja erst früher Nachmittag. Doch als ich vor der Rezeption der DJH stand, war niemand da – überhaupt, die DJH war wie ausgestorben. Holte nun erst einmal mein Gepäck ins Haus u. überlegte was zu tun wäre. Wieder vor der Rezeption viel mir ein Zettel auf, der an der Glasscheibe hing.

Dort war für den Notfall eine Telefon Nummer zu erkennen. Als ich diese anrief, meldete sich eine Dame:“ Was kann ich für Sie tun?“ fragte Sie mich. Ich erklärte ihr meine Lage. „Ich kann in einer viertel Stunde da sein u. Sie einchecken“ meinte sie. „Keine Panik, ich laufe nicht weg. Kann in der Zeit ja mein Fahrrad putzen. Danke“ sagte ich. Ich höhrte ein Lachen: „Na dann bis gleich“ war ihre Antwort darauf. Alles klappte nun wie abgesprochen u. eine halbe Stunde später stand ich schon unter der Dusche.

Draußen regnete es mittlerweile auch wie aus Kübeln. Deshalb machte ich erst meine Hausaufgaben und ging danach zum Italiener. Dort stärkte ich mich dann mit Kaprese u. eine Pizza Mafia (LECKER, 1+). Schaute dabei die erste Halbzeit eines WM Spiels u. machte mich danach wieder zur DJH auf. Es regnete nur noch leicht.

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