Tag 2, Etappe 2 (132km), gefahren 146km, 810hm
Etappenziel: Bad König/Zell in Hessen
Zum Frühstück ging ich hinunter in einen schönen, hellen Raum, wo schon ein tolles Büfett u. die Dame des Hauses auf mich wartete. Sie brachte mir den gewünschten Kaffee u. fragte sogleich:“ … mein Sohn berichtete mir, dass Sie noch bis nach Bayern radeln wollen??? Ich bin ja auch gerne mit dem Rad unterwegs, – aber nur kleinere Tagestouren. Wir haben hier auch schon mal geführte Radlergruppen zur Übernachtung – aber meistens machen die auch nur kürzere Rundfahrten – u. Sie sind alleine auf Tour?“
„ Ja, meine geplante Fahrt habe ich ja mit 7 Etappen an 8 Tagen mit ca. 920km geplant, – keinermeiner Freunde macht das mit. Deshalb mache ich es halt SOLO! Da kann ich auch immer selber entscheiden: Radln oder Pause machen, hierher oder doch lieber da her. Falsche Entscheidungen gibt es da nicht u. somit auch keine Diskussionen – der Weg bzw. das Tagesziel steht ja eh fest!
Improvisieren wird dann auch nicht zum Problem. Somit bin ich mein eigener Tourenguide, – u. was der entscheidet – zählt! Heute fahre ich bis in den Odenwald, – da werden bestimmt wieder viele Höhen u. Tiefen auf mich warten“ meinte ich.
Nach einem ausgiebigen Frühstück bestückte ich mein Bike mit allem, bezahlte schließlich meine Rechnung u. nach vielen guten Wünschen ging es wieder auf Tour. Es war mittlerweile 8.30Uhr u. es sollte, was ich natürlich vorher nicht erahnte, ein langer Ritt durch das schöne Hessenland.
Bei schönem, immer wärmer werdenden Wetter ging es über/durch die Wetterau, hinunter zum Main. Zwischendurch bei Assenheim, nachdem ich durch ein Schlagloch geprügelt bin, krachte die rechte Gepäckträgerstrebe in sich zusammen, knallte auf das darunter liegende Schutzblech u. blockierte dadurch das Hinterrad. Weiterfahrt, – erst mal nicht mehr! Schob das E-Bike an den rechten Rand des Radweges u. sah mir den Schaden an.
Nach genauer Begutachtung meinte ich nur, – halb so wild, kann aber dauern.
Zuerst mußte erst einmal das gesamte Gepäck hinten abgenommen werden (2 Taschen li+re sowie das Topcase). Danach sah ich, das an der rechten Strebe die Höhenverstellschraube abgeschert war. Zog nun die Strebe hoch, ersetzte die defekte Schraube u. setzte zusätzlich in das darunterliegende Schraubenloch, noch eine Schraube ein. Vorsorglich kontrollierte ich auch die linke Strebe u. drehte auch dort eine zusätzliche Schraube rein. Bei dieser Gelegenheit entsorgte ich auch gleich die Schutzbleche hinten u. vorne (haben eh geschliffen). Jetzt war wieder alles GUT!
Aufsatteln u. weiter, – hat mir `ne ¾ Stunde gekostet (trotzdem gut, wenn man für solche Reparaturfälle einiges an Zeug dabei hat). Bald radelte ich wieder durch Wiesen u. Auen. Dann vor dem Städtchen Karben hatte ich plötzlich einen netten, freundlichen E-Biker an meiner Seite. „Hallo, wo soll`s denn hingehen, sieht nach einer längeren Tour aus“ meinte er.
„Ja, ich will noch bis ins Allgäu“ erwiderte ich. „Wo da genau, wenn ich fragen darf? Die Füssener Ecke kenne ich auch ganz gut“ meinte er. „Fast richtig, – bin da eher im Oberallgäu. Region Fischen, Sonthofen, Gem. Rettenberg – Vorderburg. Dort fahre ich schon mehr als 40 Jahre hin. Immer zur gleichen Familie – gehöre fast dazu“erwiderte ich wiederum.
„Und wie weit fahren Sie heute noch?“ fragte er. „Bis Bad König im Odenwald“ antwortete ich. „Fast meine Richtung – da könnten wir ja ein Stück gemeinsam Radln, oder?“ fragte er. „Gerne“ meine kurze Antwort. Er kannte sich aus u. so gelangten wir schließlich zum Main. Wir Plauderten munter u. erreichten die Fähre bei Dörnigheim (die war gerade auf unserer Mainseite). Er löste, über eine 10er Karte, für uns beide die Überfahrt. Kurze Zeit später erreichten wir die gegenüberliegende Mainseite. Ein Blick auf mein Navi verriet mir, dass ich hier nicht mehr auf meinem ursprünglichen, ausgearbeiteten Track war!
Er wollte nun rechts weiter fahren, – das war für mich aber nicht so ganz richtig. Das bedeutete: hier trennten sich unsere Wege wieder, denn ich wollte ja die Hügel dieser Region erleben. Wir verabschiedeten uns herzlich von einander u. ab da, suchte ich meine ursprüngliche Route (Track). Also den Mainradweg weiter bis Dietesheim – erst dort war ich wieder richtig. War ja doch ziemlich daneben u. es hatte locker 15km gebraucht, bis ich endlich wieder auf meiner Linie war. Das suchenhatte aber nun ein Ende u. ich nahm wieder Fahrt auf. Zunächst ging es durch eine waldreiche Region bevor es schließlich hinter Gross Umstadt wieder ländlicher wurde.
Mittlerweile brannte/flirrte die Luft, – ausgerechnet in der Auffahrt nach Otzberg. Sehr schön – aber eben heiß !!! Meine Etappe sollte eigentlich über Höchst i. Odenwald weiter gehen, – doch der Weg war wegen Bauarbeiten gesperrt. So radelte ich über Hassenroth in Richtung Bad König weiter. Von dort war Zell schnell gefunden. Der Gasthof „Zur Krone“ hatte heute zwar Ruhetag aber ich wurde ja erwartet u. konnte zügig einchecken. Bevor ich mit meinem Gepäck das reservierte Zimmer im 2ten Stock bezog, gönnte ich mir erst einmal im kühlen Biergarten, eine Hopfenkaltschale. Das Zischte! Bald darauf schleppte ich alles Nötige hinauf ins Zimmer, hängte die Akkus ans Netz, machte meine Hausaufgaben u. duschte danach ausgiebig.
Das Abendessen gönnte ich mir in einem anderen Gasthof: Cordon Blue gefüllt mit Handkäs, dazu bestellte ich mir Bratkartoffeln u. gem. Salat. Das dunkle Landbier brauche ich ja wohl nicht mehr zu erwähnen. Dieses Cordon Blue, in Kombination mit der Handkäs Füllung war wirklich ein Geschmackserlebnis. Einzigartig, Lecker! Nochmals großes Lob an die Küche. Nach gemütlichen 2 Stunden war ich wieder in meinem Zimmer.
Fazit:
Was für ein toller Tag. Ich war zwar 10 Stunden unterwegs u. hatte 14 Bonusmeilen gesammelt – aber trotzdem traumhaft.
Landschaft, Wetter… alles SUUUPER!
Tag 3, Etappe 3 (123km), gefahren 127km, 1020hm
Etappenziel: Bruchsal – Untergrombach in Baden Württemberg
Am nächsten Morgen rüstete ich erst mein Reiserad auf, bevor ich frühstückte. So hatte ich danach ausreichend Zeit dafür. Im Gastraum der Wirtschaft fiel mir sofort das tolle, reichhaltige Buffet ins Auge.
Obst u. Zutaten für ein Müsli, Kuchen, Marmelade, Wurst, Käse, Schnittbrot u. verschiedene Brötchensorten – einfach alles was das Herz begehrt. Nachdem ich an einem Tisch platz genommen hatte, kam auch schon die Bedienung. Wir wünschten uns einen guten Morgen u. sie fragte nach meinem Getränkewunsch. „Darf ich ihnen auch frische Rühreier anbieten,“ fragte sie freundlich. „Oh ja, sehr gerne. 2 Eier wären ideal. Danke“, antwortete ich. Kerniges Brot mit Schinken Rühreier dazu Kaffee, – ein toller Start in den Tag.
Nachdem ich mit dem Frühstück fertig war u. die Rechnung beglichen hatte, nahm ich pünktlich um 8.45Uhr die nächste Etappe unter die Räder.
Über den 3 Länder RW entlang der Mümling fuhr ich über Michelstadt nach Erbach. Am Schloß vorbei u. weiter nach Elsbach. Weiter durch den Wald (Odenwald) hinauf Richtung Geisberg (445m). Wieder unten im Tal bei Hetzbach erreichte ich den HESS R4 der nun bis zum Neckar parallel zum 3 Länderradweg verläuft. In großen Schwüngen bergauf/ab durch Wald u. vorbei an Kornfeldern folgte ich dem RW bis Beerfelden. Danach schraubte sich der Weg wiederum hinauf in den Odenwald.
Dort oben traf ich eine Radlergruppe, die offensichtlich Probleme an einem Rad hatten. Ich hielt mal an. Mit den Worten: „Brauchen Sie Hilfe?“ näherte ich mich der Gruppe. Die Frau in der Gruppe entgegnete „Ich kann nicht mehr schalten, – da klemmt wohl was!“ Der Mann war am Schrauben. Er versuchte heraus zu finden, was denn da defekt ist. „Lässt sich denn der Schalthebel bewegen?“ fragte ich ihn. Kurze Antwort von ihm “NEIN“.
Oh, der war schon genervt. Ich meinte: „Ziehen Sie doch mal am Außenzug“. Er tat es u. hatte promt den Außen – u. Innenzug aus den Schalthebel gezogen. „Ich denke mal, das sich der abgerissene Schaltzugnippel im Schalthebelgehäuse verklemmt hat.
Das bedeutet, das das Gehäuse auseinander geschraubt werden muss, damit das abgerissene Ende raus geholt werden kann. Außerdem wird natürlich ein neuer Schaltzug gebraucht. Haben Sie so etwas dabei?!“ sagte ich. „Wie weit wollen Sie denn noch?“ fragte ich. Da meldete sich die Dame wieder zu Wort: „Da wir ja heute Feiertag (Fronleichnam) haben, sind wir bis Miltenberg am Main unterwegs. Am Sonntag dann mit dem Zug wieder zurück“ meinte sie. „Na, dann werde ich ihnen mit dem Verschleißteil aushelfen, – ich schau mal nach“ sagte ich. Wusste ja, das ich 3 Reserve Schaltzüge dabei hatte. „Hier bitte, – können sich sogar einen aussuchen“ sagte ich u. zeigte ihr meine 3 Züge. „Sie haben so etwas dabei?“ meinte sie ungläubig. Ich entgegnete nur: „ Da ich aus NRW unterwegs nach Bayern/Allgäu bin, habe ich natürlich immer das nötige Verschleisszeug bei mir. Es wäre schlimm wenn nicht. Solche Kleinigkeiten können unheimlich effektiv sein. Ich sage nur, heute ist Feiertag – die Radläden also zu!“
Wir nahmen nun das Schalthebelgehäuse auseinander u. puhlten, alles was da nicht rein gehört, raus. Hängten den neuen Schaltzug ein u. schlossen das Gehäuse wieder. „Ich denke mal, der Rest dürfte für sie keine Probleme mehr bereiten – oder?“ fragte ich den Familienvater.
„Nee, nun nicht mehr“ antwortete er lächelnd.
„Sie sind unser Engel in der Not – was bekommen Sie dafür?“ fragte die Mutter. „Paßt schon, bin froh das ich ihnen helfen konnte“ erwiderte ich. Bei unserer Verabschiedung drückte sie mir dann trotzdem 2 Euro in die Hand u. sagte noch: „Schöne u. problemlose Weiterfahrt ins Allgäu wünschen wir ihnen. Vielen Dank nochmals für alles!“ Alle winkten mir nach als ich weiter fuhr. Na hoffentlich lernen sie daraus, dachte ich noch.
Der Wald hatte mich wieder. Nun ging es noch für ca. 15km weiter durch eine waldreiche Landschaft bis die Region offener wurde u. es in schneller Fahrt hinunter zum Neckar ging.
Als ich dann durch das Städtchen Hirschhorn fuhr, um über eine Brücke die gegenüber liegende Neckarseite zu erreichen, hatte ich Baden Württemberg erreicht. Hier auf dem offiziellen Neckar RW steppte der Bär. Es war ja Feiertag, das Wetter war SUPER u. somit tummelte sich alles hier auf diesem RW kurz vor Heidelberg.
Ne knappe Stunde später streifete ich die Altstadt von Heidelberg. Kein Vergnügen, – einfach zu viele Menschen.
Ich war froh als ich endlich durch war u. auf dem Rheintal RW in Richtung Bruchsal unterwegs war. Die Temperaturen zogen, so empfand ich es, deutlich an. Ich hatte die Ebene im Rheintal erreicht u. war zügig, parallel zur A5, unterwegs. Über Sankt Leon, Kronau u. Forst erreichte ich schließlich Bruchsal. Mittlerweile war es schwül u. es regnete leicht. Mit nur wenigen Bonusmeilen hatte ich am Spätnachmittag mein Etappenziel in Untergrombach erreicht.
Im Hof der Pension Sattelte ich mein Bike ab u. konnte wieder einmal den hinterlegten Zimmerschlüssel aus einem entsprechenden Safe, der am Hauseingang hing, entnehmen.
Über mein Handy erreichte ich den Vermieter, den ich nach der Unterbringung meines Rades befragte. „Das Rad können Sie mit in ihre Ferienwohnung nehmen. Dort haben sie ausreichend Platz u. es steht dort ja auch sicher“ meinte er. „Wann wollen sie frühstücken? Hier noch ein Tip von mir, gegenüber vom Haus ist eine hervorragende Pizzeria – sollten sie auf keinen Fall verpassen!“ Nachdem alles geklärt war, schob ich das Reiserad in meine großzügige Unterkunft. Bald betrat ich dann die angepriesene Pizzeria.
Im Gastraum dominierte ein großer, holzbefeuerter Pizzabackofen, – davor agierte der Pizzabäcker.
Ich suchte mir einen schönen Sitzplatz an einem rustikalen Holztisch. Von hier aus konnte ich auch prima dem Bäcker bei seiner schweißtreibenden Arbeit zuschauen. Kurz drauf kam der Kellner zu mir u. befragte mich nach meinen Wünschen. Ich bestellte meine heißgeliebte Caprese, danach wollte ich eine gr. Pizza Tonno haben u. ein gr. kühles Blondes brauchte ich sofort.
Der Kellner bedankte sich für meine Bestellung u. war auch bald mit dem Pils wieder da. Die Caprese war ein Gedicht. Ich bestellte noch ein Pils. Die Pizza ließ auf sich warten.
Gerade als die Bedienung mit einer Pizza zu mir kommen wollte, rief der Pizzabäcker: „Pizza kapuut, nicht gutt“ Der Kellner machte auf dem Absatz kehrt u. brachte die Pizza zurück. Dann sah ich, das der P. Bäcker den Ofen neu befeuerte. Kurze Zeit später begann er wieder mit dem Backen.
15 Minuten später brachte er mir die bestellte Pizza persönlich an den Tisch. Mit den Worten: „Ofen war nicht genug heiß, – dann Pizza kapuut. Entschuldigung!“ sagte er. „Nicht so schlimm“ meinte ich gelassen.
So eine gute, leckere Pizza Tonno hatte ich schon lange nicht mehr gegessen. TOP!
Nach dem Essen, als ich auch schon bezahlt hatte, bedankte ich mich per Handschlag u. einem dicken Lob beim Pizzabäcker. Als ich die Pizzeria verließ sah ich, das draußen der große Biergarten fast vollkommen ausgebucht war – also doch kein Geheimtip. Klasse spricht sich halt rum!
Fazit:
Es läuft, – das Wetter hält (es ist sogar fast schon zu heiß), Landschaft ist perfekt – macht einfach riesigen SPASS!