Etappe 8) Türkheim – Leutkirch (Bayern),

Tour-Abbruch gegen 11Uhr30 in Amstetten am Bahnhof!!!

Am nächsten Morgen stand ich 8.15Uhr vor dem Büfett im Frühstücksraum. Die Auswahl war sehr reichhaltig und der Kaffee, aus dem riesigen Automat, echt lecker.

Gegen beendete ich diesen Genuss u. beglich an der Rezeption meine Rechnung. Auf Nachfrage teilte man mir mit, dass die Scheunentür für mich schon aufgeschlossen wurde. Ich bedankte mich für alles und holte noch schnell die letzten Taschen von meinem Zimmer. Holte nun das Reiserad nach vorne u. belud es, bevor ich dann pünktlich um 9Uhr Türkheim verließ.

Schon bald merkte ich, dass irgendwas am Hinterrad schliff. Ich hielt an und überprüfte das Hinterrad auf Schleifspuren. Augenscheinlich nichts zu erkennen. Ich fuhr also weiter.

Das Schleifen hörte nicht auf. Nach einem weiteren Stopp, bemerkte ich, dass die Bremse hinten relativ stark an der Bremsscheibe schliff. Nun wechselte ich, an der XT Bremszange die Beläge u. richtete das Hinterrad neu aus. War’s das? Zu mindestens für den Moment. Auf der schnellen Fahrt hinunter nach Amstetten, fing das Hinterrad wieder laut u. deutlich an zu schleifen. Ich dachte nur: fahr erst einmal bis ins Dorf, dann kannst es dir ja noch mal genauer anschauen.

Dort angekommen, erreichte ich den Fernradweg in Richtung Ulm – also die Hauptverkehrsader für Trekkingradfahrer.

Da das Schleifen mittlerweile noch schlimmer geworden war, fuhr ich rechts ran und nahm, auf einem Wiesenstück neben dem Radweg, meine hinteren Taschen ab.

Nun schaute ich mir nochmals die linke Flanke des Rades an. Nahm das komplette Hinterrad heraus. An der linken Kettenstrebe des Rades sah ich sofort, dass sich dort schon die Bremsscheibe eingefräst hatte!? WIESO???

Ich begutachtete das Hinterrad und stellte fest, dass die Nabe erhebliches Spiel hatte.

Das bedeutete, bei eingebautem Zustand u. trotz des Festziehens über den Schnellspanner, hatte das Hinterrad erheblich Axialspiel und natürlich auch einen Höhenschlag – es TAUMELT! Daher auch das Abfräsen an der li. Kettenstrebe. Um den Rahmen nicht noch weiter zu beschädigen, hilft da nur noch ein neues Hinterrad.

Ein einziger Radfahrer hielt an u. bot mir mit den Worten: Kann ich dir helfen? Seine Hilfe an. Ich antwortete spontan:  „Ja, ich brauche dein Hinterrad! Meins ist Schrott und ich muss noch bis ins Allgäu!“ Er schluckte und sagte dann: „Da komme ich her (Oberstdorf), aber ich muss auch noch bis Marburg zurück! Soll ich mal nach einem Radladen suchen? Er wartete erst gar nicht meine Antwort ab und googelte auf seinem Handy. Kurze Zeit später meinte er: „Der nächste Radladen wäre in Geislingen“.

„Das macht für mich keinen Sinn. Dann werde ich wohl mit dem Zug fahren.“ antwortete ich. „Trotzdem danke für deine Hilfe. Du warst im Übrigen in der letzten Stunde der Einzige, der dies tat. Alle anderen Radler sind stur vorbeigefahren oder haben nur kurz gegrüßt“ meinte ich noch.

Er wünschte mir noch gutes Gelingen, bevor er weiter fuhr. Ich wünschte ihm natürlich auch noch eine schöne Weiterfahrt u. gutes Ankommen in Marburg.

Für mich war hier die diesjährige Etappentour ins Allgäu beendet! ABBRUCH!

Der erste gravierende Schaden dieser Art in den letzten 15 Jahren.

Danach baute ich das Hinterrad wieder ein, hängte die abgebauten Taschen ans Rad u. fuhr wieder 2 Kilometer zurück zum Bahnhof von Amstetten. Kam dort gegen 11.30Uhr an. Ich schaute mir den unübersichtlichen Fahrplan u. dann die Fahrkartenautomaten an. Zudem war ja noch das 9-Euro-Ticket in der Anwendung. Im Regionalzug bis Ulm herrschte eh Chaos u. die Fahrradmitnahme nahezu unmöglich. Wahrscheinlich Stress pur (mit all dem Gepäck).

Kurzerhand rief ich im Allgäu bei meinen Freunden (die Gastfamilie) an.

Zuerst meldete sich Anni – ich erklärte ihr mein Problem, sie sagte dann: „Einen Moment bitte Siggi, ich gebe dir am besten mal sofort den Peter“. Der meldete sich dann mit den Worten:“ Pfiat di Siggi, was ist los? Wo bischt den du?“ Ich klärte ihn auf u. sagte:

Grias di Peter, ich bin kurz hinter Ulm – mein Fahrrad ist verreckt! Ist es möglich, dass du mich von hier bitte abholst???

„Peter antwortete scherzend, natürlich Siggi. Ich muss aber erst noch zu Mittag essen, meinen Mittagsschlaf halten, aber dann komme ich nach Amstetten u. hole dich ab. Wo genau bischt du?“ „Ich sitze hier ganz gemütlich im Biergarten der Alten Station direkt am Bahnhof“, erklärte ich ihm. „Lasse dir ruhig Zeit, wenn ich weiß, dass du mich abholen kommst, laufe ich auch nicht weg. Danke sage ich trotzdem jetzt schon mal“ sagte ich noch zu ihm. Boah, SUUUPER!

In dem kleinen Biergarten der alten historischen Bahnstation (leider geschlossen) setzte ich an einen Tisch und wartete. In der Wartezeit entlud ich noch mein Reiserad und rief dann auch mal den Gasthof Bayrischer Hof in Leutkirch an. Er war ja mein heutiger Zielgasthof. Ich erreichte jemanden in der dortigen Rezeption u. erklärte ihm meine Situation.

Mit den Worten: “Ich werde das für heute reservierte Zimmer nicht brauchen und die Tischreservierung in ihrem Restaurant, kann ich leider auch nicht wahrnehmen,“ erklärte ich ihm nochmals den Gesamtsachverhalt. „Ich nehme das jetzt erst einmal so zur Kenntnis, Herr Milbratz. Falls in irgendeiner Weise Stornogebühren auf sie zukommen, melden wir uns nochmals bei ihnen. Ich wünsche ihnen trotzdem noch einen schönen Urlaub im Allgäu“ sagte er. Ich bedankte mich fürs Verständnis u. beendete dann dieses Gespräch.

Gegen 15.15Uhr hielt dann ein PKW mit Fahrradträger u. einem Oberallgäuer Kennzeichen vor dem Bahnhof an. Peter stieg lächelnd, mit den Worten: „Siggi, alter Säckel, heuer hats wohl nicht geklappt“, aus seinem Golf Plus aus.

Wir fielen uns lachend in die Arme. „Peter du oides Haus, – auf dich kann man sich wirklich verlassen“ säuselte ich ihm dabei ins Ohr. Gemeinsam luden wir mein Rad auf den Fahrradträger u. sicherten es dort. Die 5 Taschen legte ich auf die hinteren Sitzplätze seines PKW`s.

„Ich habs nicht sofort gefunden – bin zu früh abgebogen und war erst im Hof einer Baustoffhandlung. Die haben mir dann aber den richtigen Weg gewiesen“ sagte Peter. „Macht nichts – du bist ja jetzt da und nur das zählt für mich. Ich machs auch wieder gut“ erwiderte ich. Wir hatten uns viel auf der eineinhalbstündigen Fahrt zurück ins Allgäu zu erzählen.

So erreichte ich Vorderburg im Oberallgäu 2 Tage früher als ursprünglich geplant. Am Samstag fuhr ich dann mit einem Busunternehmen wieder zurück nach NRW.

Fazit:

Am heutigen Tag dieser Etappe war ich zwar nur 15km mit dem Rad unterwegs gewesen, doch die brachten viel Arbeit und eine endgültige Entscheidung von mir mit sich: Irgendwie mit dem Trekkingrad weiter fahren (ohne hintere Bremsscheibe) oder jetzt und hier Abbruch der gesamten Tour. Wie man sieht, habe ich mich, zwar zähneknirschend, zum Abbruch entschieden. Gut so!

Alles in allem war die diesjährige Etappenreise ins Allgäu, wieder einmal sehr abwechslungsreich und auch von überraschenden Ereignissen geprägt. Das Wetter hatte, dank Klimawandel, mitgespielt. Es war eher in einigen Tagesetappen zu heiß. Es war ja heuer meine 15 Trekkingtour ins schöne Allgäu. Ob ich es in dieser Weise nochmals durchführe, werde ich mir noch gründlich überlegen müssen, denn der Zahn der Zeit nagt auch an meiner Gesundheit – ich werde ja auch schon bald 68 Jahre alt.

Möglicherweise starte ich ja auch mal direkt im Oberallgäu zu einer mehrtägigen Trekkingtour… Schaun wir mal.

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