Tag1: Etappe 1, RE-DO 30km,Winterberg – Bad Hersfeld, ges.153km mit 1300hm
Zeit: Zugfahrt 2h, ab Winterberg 7h, 123km
Wetter: Super, genau richtig (kein Regen)
(Bilder Höhenprofil immer anklicken!)
Mein favorisierter Startpunkt in Richtung Bayern ist Winterberg in NRW, nahe der Hessischen Grenze. Der sogenannte Winterbergexpress fährt (günstige Startzeit) 8.41Uhr vom Hbf. Dortmund los. Das bedeutet für mich, dass ich so gegen viertel vor Sieben Uhr in RE mit dem Rad starten sollte. Die 30km schaffe ich locker im vorgegebenen Zeitrahmen. Habe dann, auf dem Bahnsteig in DO, sogar noch Zeit zum Relaxen. Der Zug kam pünktlich u. nachdem die Fahrgäste ausgestiegen waren, konnten die Wartenden einsteigen.
Auch in diesem Jahr stellte ich, stressfrei, mein E. Trekkingrad in das Fahrradabteil des Reisezuges ab. Um genau zu sein: ich war auf dem gesamten Weg nach Winterberg, der einzige Fahrgast, mit einem Fahrrad. Ich nahm einige Taschen ab u. befestigte das Rad mit dem Haltegurt, an der dafür vorgesehenen Stelle im Abteil.
Pünktlich 10.43Uhr lief der Sauerlandexpress in Winterberg ein. Strahlender Sonnenschein!
In aller Ruhe konnte ich all meine Sachen vom Zugabteil auf den Bahnsteig befördern. Daumen rauf.
Nun puzzelte ich mein Pedelec, mit den 5 Taschen , wieder zusammen. Alles hatte seinen vorgegebenen Platz am Rad: vorne die beiden kleineren Taschen mit all dem leichten Elektrokram (2ter Akku, Ladegeräte etc.). Am hinteren Gepäckträger hangen li. Seite: die Tasche mit dem Regenzeug. Auf der re. Seite: die Tasche mit div. Werkzeug u. Reserve Kleinteile. Auf den beiden Taschen befindet sich dann das Top Case mit: Hygiene Sachen, Ausgehuniform, Straßenschuhe u., u., u. Fertig.
Auf geht`s! Ach nee, – erst mal noch ein Paar schöne Fotos gemacht. Aber nun geht`s los.
Schon nach kurzer Fahrt verließ ich Winterberg u. pedalierte durchs Orketal hinunter nach Elkeringhausen, Medelon.
Gut befestigte Wege änderten sich in durchnässte Waldwege, die sich erst wieder kurz vor Frankenberg zu positiven Radwegen wandelten. Paßt schon!
Nachdem ich Frankenberg/Altstadt hinter mich gelassen hatte, tauchte ich wieder in eine waldreiche Regionen ein. Doch diese Landschaft öffnete sich bald u. von nun an begleitete mich Landwirtschaft mit Ackerbau u. Viehzucht auf meinem Weg.
Hier mal etwas Grundsätzliches:
Die bisher von mir befahrenen Fernradwege in Hessen, waren alle ganz toll geführt.
Dabei ist uns Nordrheinwestfalen, – Hessen doch um Meilen voraus!!!
Die Qualität der Radwege sowie ihre Beschilderung (auch Umleitungen), – einfach nur vorbildlich!
Heute waren die Wetterbedingungen prima, so dass ich in der Mittagszeit die Jacke ausziehen konnte. Kurze Bikesachen u. darüber eine Weste reichten nun vollkommen aus.
Es machte schon Spaß so völlig unbedrängt durchs Land zu radln. Ich tauchte ja, fast schon für gefühlte Stunden, in diese grandiose Natur ein/unter.
Meine Route war wahrlich menschenleer. Ein tolles Gefühl, das mich in den nächsten Tagen immer wieder einholte – begleitete. Fast schon spirituell?
Pilgern, – ohne großen Anspruch!
Weg u. Ziel werden eins. So sollte es doch eigentlich sein – oder!? Diese Momente sind überall dort – wo ich sie sehe u. empfinde. Da braucht`s, für mich, keinen überlaufenden Jakobsweg!
Stunden später, fast schon am heutigen Etappenzielort, überquerte ich bei dem Örtchen Röllshausen die Schwalm. War ja in Nordhessen im sogenannten Rotkäppchenland.
Genussvoll radelte ich auf dem Rotkäppchenland RW, durch liebliche Wiesentäler weiter, – meinem Ziel entgegen.
Neukirchen, Oberaula u. Kirchheim, mit ihren zahlreichen liebevoll restaurierten Fachwerkhäusern, waren die letzten malerischen Städtchen vor Bad Hersfeld. Dort erreichte ich dann gegen 18Uhr die mir schon bekannte Jugendherberge. Das Bauwerk bestand aus einem neuen, modernen Gebäude u. dem historischen Bau. Daneben befand sich eine riesige Fahrrad Garage.
Nachdem ich mein Zimmer bezogen hatte, machte ich wie üblich meine Hausaufgaben (Roadbook führen, Akkus zum Aufladen ans Netzt hängen, GPS-Daten sichern u. neue Aufspielen,…). Erst danach machte ich mich Stadtfein u. verließ die Jugendherberge. Zum Stadtkern waren es nur 10 Gehminuten. Dort, rings um den Marktplatz, waren viele Restaurant, sodass die Auswahl fast schon zu groß war. Leider war „mein„ Grieche in Betriebsferien. Suchte mir halt einen Italiener, bei dem ich einen tollen Tomaten/Rucola Salat, Pizza mit Peperoni Salmi belegt u. natürlich dunkles Bier (schwarzer Hahn) zu mir nahm. LECKER.
Zwei Stunden später betrat ich wieder die Jugendherberge. Nahm mir noch einen Schlummertrunk mit aufs Zimmer u. machte schon gegen halb Zehn die Augen zu, – war ein langer, schöner Tag. Klasse Etappe. Nur weiter so!
Tag2: Etappe 2, Bad Hersfeld – Kloster Kreuzberg, 105km mit 1600hm
Zeit: 6,5h Fahrzeit
Wetter: bestes Radler Wetter, (kein Regen)
Pünktlich um 8Uhr betrat ich den modernen Frühstücksraum. In diesen frühen Morgenstunden waren die Frühstücksgäste an einer Hand abzuzälen. Das Buffett war extrem reichhaltig u. auch für jeden Sportsfreund, war etwas Frisches dabei. Obst, div. Säfte, Müsli etc…
Ist ja eh nicht so mein Ding – doch handfestes Brot u. Wurstsorten, sowie Käse mit `ner guten Tasse Kaffee wagen genau meins. Ich ließ es mir schmecken u. deckte meine Energiereserven für den Tag ausreichend ein. Gegen 8. 45Uhr war alles an der Rezeption geklärt, das Rad aufgerödelt u. startbereit. Nahm mir noch `ne PET Flasche Mineralwasser mit u. begann dann frohgelaunt die heutige Tagesetappe.
Bayern, – Kloster Kreuzberg, ich bin on Tour!
Langsam einrollen. Auf dem HESS R1 (Fulda RW) nahm ich meine Tour in Richtung Fulda auf. Leicht bewölkt aber ohne Regen lief es bei warmen Temperaturen, in den Fuldaauen, ganz gut. Heute war Feiertag, – Fronleichnam. Noch war ich ziemlich allein mit/in der Natur. Doch das sollte sich spätestens in Fulda ändern. Doch diese 30km waren schon mal sehr entspannt. Nach kurzem Suchen in Fulda, fand ich schließlich meinen gesetzten Track. Wenn die Richtung einmal wieder stimmt, ist alles weitere kein Problem mehr. Bei Petersberg/Götzenhof fuhr ich dann auf den HESS R3 Milseburg RW. Auf diesem gut hergerichteten Bahnradweg waren schon deutlich mehr Zweiradfahrer unterwegs. Egal ob rauf oder runter.
Der Startpunkt liegt bei 316m üNN u. sollte seinen Höhepunkt mit ca. 510m üNN im Milseburgtunnel haben. Bis dorthin waren es gut 17km. Stetig, mit nur leichter Steigung, radelt man durch eine schöne Landschaft. Kurz vor dem Tunnel schaut man auf den gegenüberliegenden Kugelberg mit dem Naturschutzgebiet Bieberstein u. dem Schloß Langenbieber. Je näher man dem Tunnel kam, umso mehr Radfahrer, auch ganze Gruppen, waren auf Spazierfahrt. Rennradfahrer sprinteten an mir vorbei u. auf Talfahrt waren sogar Inline Skater u. Skateboardfahrer zu sehen.
Im Tunnel dann, – fast schon ein Stau. Der Tunnel mit einer Länge von 1172m war ja gut ausgeleuchtet.
Viele Radler hielten einfach an u. machten Fotos. Ich war froh, als ich die andere Seite erreicht hatte. Ab hier ging es wieder leicht bergab. Bei dem Örtchen Steinbach ca. 520m üNN (Kilometer 20) verließ ich den R3 u. radelte ab jetzt auf einer kleinen, schmalen Landstraße (L3068) der Wasserkuppe entgegen.
Nun sollte es aber auch steiler werden, denn die Wasserkuppe liegt ja auf gut 900m üNN.
Das nächste kl. Örtchen Dietges 580m üNN war noch mit leichter Steigung zu erreichen – aber nun schwang sich die Straße bis Absroda (700m üNN) rasant hinauf.
Zudem kamen dann auch noch der Feiertagsverkehr auf dieser Straße – alle wollten zur W. Kuppe. Die PKW`s machten da kaum Probleme, doch die Motorradfahrer zogen fast auf Tuchfühlung, mit erheblich zu hoher Geschwindigkeit, an mir vorbei.
I D I O T E N !!! Denn sie wissen nicht was sie tun.
Nach dieser Anstrengung für Mensch u. Maschine musste ich nach 75km den Akku wechseln. Die restlichen 30km bis zum Kloster Kreuzberg sind mit dem 2ten Akku kein Problem mehr. Nun zog sich die Straße, mit moderater Steigung, dem Ziel entgegen.
Hier oben steppte der Bär. Menschengetümmel wie auf einem Ameisenhaufen. Ich pausierte dann auf der Flugplatzseite am Luftsportzentrum. Dort entdeckte ich auch einen Rennradfahrer, der mich vorher in der Auffahrt überholt hatte.
Den begrüßte ich u. wir kamen in ein langes Gespräch. Er kam aus Fulda u. machte eine 80er Runde um Kondition zu trainieren. Er war erstaunt, dass ich aus NRW war u. noch bis ins Allgäu wollte.
Von hier ist Bayern nicht fern, denn gegenüber liegt ja der Kreuzberg in der fränkischen Rhön.
Wir machten einige schöne Erinnerungsfotos von einander, bevor er in rasanter Fahrt hinab in Richtung Gersfeld fuhr. Ich machte noch einige Fotos bevor ich dann langsam die Straße hinab zur Fuldaquelle rollte.
Diese Quelle erinnerte mich sehr an die Ruhrquelle, unweit von Winterberg. Als kleines, dünnes Rinnsal erwächst auch sie in ihrem Verlauf, zu einem imposanten Fluß. Bald hatte ich auch hier alle Bilder im Kasten. Von der gegenüber liegenden Talseite grüßte schon der Kreuzberg, mit seinem riesigen Antennenmast.
Ich setzte mich wieder auf mein Rad u. ließ es krachen. In schneller Fahrt verpasste ich, in einer Kurve, meine Ausfahrt in Richtung Rodenbach. Halb so wild, – unten in Gersfeld(500müNN) fuhr ich eh auf den R1 und kam dann automatisch durch Rodenbach. In Oberweißenbrunn verließ ich den R1 wieder u. fuhr auf dem Rhön-Sinntal RW weiter. Alles GUT!
Bei Arnsberg verließ ich diesen u. war dann für eine Weile auf unbefestigten, aber mir bekannten Weg, unterwegs. Fuhr nun wieder beständig gegen den Berg. Bei 700müNN erreichte ich die Nes10, das ist die kleine Straße, die direkt am Kloster(880müNN) endet. Um 15.30Uhr, bei noch trockenem Wetter, erreichte ich die Klosterpforte.
Alle Biergärten waren gut gefüllt sodass der „Bierberg“ seinem Namen wieder einmal gerecht wurde. Klingelte an der Anmeldungstür u. wurde freundlich in Empfang genommen. Mit der bezahlten Rechnung u. dem Zimmerschlüssel, verließ ich den Anmeldungsraum. Im 1. Stock war mein kl. Einzelzimmer (ein ehemaliges Mönchszimmer, ohne Luxus). Hier gab es ein Bett, ein kl. Schreibtisch mit einem Stuhl, eine Waschgelegenheit mit Spiegel u. einer Steckdose. Toiletten u. Duschkabinen waren auf der Etage.
Meine Meinung hierzu: Mehr Luxus für eine Nacht brauche ich nicht!
Brachte nun noch mein Rad auf den dafür vorgesehenen Stellplatz(ich war zu diesem Zeitpunkt der erste) u. im Gegenzug brachte ich mein Gepäck aufs Zimmer. Holte mir noch einen gr. Humpen Klosterbräu u. erledigte dann meinen Schreibkram. Nach dem Duschen erkundigte ich mich an der Essensausgabe, bis zu welcher Uhrzeit ich, als Hausgast, noch etwas Warmes zu essen bekommen würde. „Bis 18Uhr. Nur ob bis dahin noch Haxen vorrätig sind, kann ich nicht versprechen“ sagte die freundliche Dame hinter der Theke.
„Wie sieht es denn wohl mit Leberkäs u. Kartoffelsalat aus?“ hakte ich nach. „Das wird wohl kein Problem sein“ antwortete man mir. „Na dann bis später“ sagte ich noch u. verließ den Küchentrakt.
Ich schlenderte nun durch die diversen klösterlichen Biergärten, die sich im Innenhof des Klosters befanden, – überall fröhliche (angetrunkene?) Gäste (Pilger?).
Aus der Klosterkirche ertönten laute, rhythmische Gospelklänge. Ich ging hinein. Ein farbiger, fröhlich tanzend u. singender Gospelchor hatte hier gerade seinen Auftritt. Die anwesenden Kirchenbesucher waren voll begeistert u. klatschten mit. Das war hier schon eine spezielle u. doch tolle Stimmung. Als der Chor seine Darbietung beendet hatte, verließen sie – unter dem tobenden Ablaus der stehenden Besucher, die Kirche.
Vor der Kirche sammelten sie sich, denn draußen war es am Schütten. Danach wurden die Wartenden von einem Bus abgeholt. Was für ein Ende für diesen tollen Tag.
Mir war sofort klar, dass ich Morgen die Abfahrt über den Hochröhner auf keinen Fall antreten kann. Bei Nässe lässt sich das beladene Rad auf dem Wurzelweg nicht beherrschen. Schade, – Sicherheit geht vor! Natürlich habe ich für diesen Fall einen Plan B. Später nahm ich meinen Leberkäs mit Kartoffelsalat im Gäste Speisesaal zu mir. Hier wird auch Morgen, um 8Uhr in der Früh, das Frühstücksbüfett für die Hausgäste aufgebaut sein. Nach dem Leberkäsessen nahm ich mir noch einen gr. Humpen dunkles Bier als Schlaftrunk mit auf meine Kammer. Gegen 21.30Uhr war für mich dann Abpfiff.
Es war wieder eine super Etappe u. ein toller, ereignisreicher Tag, – es regnet noch!