Tag3: Etappe 3, Kloster Kreuzberg – Hörblach a. Main, 120km mit 670hm
Zeit: 7,5h Fahrzeit
Wetter: Trocken, oben im Wald morgens Nebel/frisch. Im tagesverlauf immer besser/wärmer. In der Mainregion war dann alles bestens (kein Regen)
Der nächste Morgen.
Dunst u. Nebel lag in der Luft, – keine Fernsicht u. keine Sonne am Himmel zu erkennen. Ach, das wird schon! Nachdem ich mir den Schlaf aus den Augen gewaschen u. mich angezogen hatte, packte ich mein Zeug in die dafür vorgesehenen Packtaschen. Gegen 8Uhr betrat ich den Frühstückssaal. Hier waren schon viele Besucher u. `ne Menge von denen hatten, wie ich, Radlersachen an. Suchte mir an einem großen Tisch ein freies Plätzchen u. begab mich danach ans reichhaltige Büfett. Wurst u. Brot aus hauseigener Produktion, Säfte u. Obst, gekochte Eier, Kaffee u. Tee, Marmelade, Honig u. Schokobrotaufstrich … Bravo!
Ich stellte mich an den Kaffeeautomaten an, füllte meine Tasse u. begab mich zu meinem Sitzplatz. Mir gegenüber saßen Biker mit denen ich natürlich sofort ins Gespräch kam. Wir tauschten uns über die geplanten Tagesziele aus u. merkten dabei schnell, dass wir in gegensätzliche Richtungen fuhren. Sie fuhren über den Fuldaradweg nach Fulda u. ich wollte ja in den Süden. Wir ließen es uns schmecken, – für mich wurde es ein 3 Gänge Menü. Rundherum gesättigt verabschiedete ich mich, verließ den Raum u. holte mein Rad vom Parkplatz nach vorne. Trug meine Packtaschen nach unten u. gab schließlich meine Zimmerschlüssel in der Anmeldung ab. Es wurde eine herzliche Verabschiedung mit dem Versprechen wieder zu kommen. Das Rad war schnell Aufgerödelt u. es konnte losgehen. Plan B: also nicht über den wurzeligen Hochrhöner, sondern benutzte die breiten Rückewege hinunter in Richtung Sandberg/Schmalwasser.
Unten in den Wiesen erkannte man den Nebel, der noch immer oben im Bergwald hang. In Bad Neustadt bei ca. 240müNN, erreichte ich schließlich die Fränkische Saale u. folgte dieser ein Stück in Richtung Münnerstadt. In Niederlauer schließlich ging meine Fahrt auf dem Main/Werra RW weiter. Das Flüsschen Lauer begleitete mich bis Münnerstadt für eine Weile. Über schmale, historische Kopfsteinpflaster Sträßchen u. Gassen durchquerte ich, im großen Zickzack, die Altstadt. Eine Qual für Mensch u. Maschine,- nur weiter. Durch dieses unentwegte Schlagen u. Rappeln fand ich fast keinen Blick mehr, für die Schönheit dieser Stadt. Bald hatte ich dann die Stadt hinter mich gelassen u. fuhr wieder durch eine hügelige, einsame Landschaft. Waldstücke wechselten sich mit großen Weideflächen u. Gemüseanbau ab. Menschenleer. Die Zeit des Pilgerns war wieder angebrochen.
Das sollte sich aber wieder abrupt in Schweinfurt ändern. Der Main ist erreicht. Nach kurzer Suche, bedingt durch Baumaßnamen u. Umleitungen, fand ich den Main RW. Ich glaube es war bei Garstadt, ein kleines Dörfchen am Main, dort erblickte ich die ersten Weinreben. In Wipfel schließlich wechselte ich, mit einer kleinen Fähre, die Mainseite.
Als ich auch Stammheim hinter mir gelassen hatte, war ich nicht mehr der einzige Radfahrer, auf diesem schönen Radweg. Bald war ich in mitten der Weinberge.
Eisenheim, auf der gegenüber liegenden Mainseite, Fahr, Volkach, Nordheim waren hier die Perlen des Weinanbau. Sommerach, gelegen an einer Mainschleife, mit dem Weinanbaugebiet am Kreuzberg (287müNN) reizte mich zu einem Abstecher in die Höhe. So strampelte ich, links u. rechts umgeben von Weinreben, dem Gipfel auf dieser Weininsel entgegen. Vorbei an einem Rebsorten Lehrpfad erwartete mich ein im fränkischen Stil gehaltener Aussichtsturm. Bei diesem schönen, klaren Wetter hatte ich von hier oben einen tollen Blick, in diese herrlich gelegene Weinregion. Im Übrigen, – hier Oben war ich mal wieder alleine. Nachdem ich wieder unten war, streifte ich noch kurz Sommerach u. war dann auf direktem Weg nach Hörblach. Kurz hinter Stadtschwarzach erreichte gegen 16Uhr meine Pension in Hörblach.
Ich checkte dort ein, versorgte „die Pferde“ u. gönnte mir erst einmal ein alkoholisches Kaltgetränk auf der Terrasse der Pension. Als dieses wichtige Bedürfnis gestillt war, brachte ich meine Sachen aufs Zimmer.
Dort erledigte ich das tägliche Ritual. Bevor ich die Pension verließ, klärte ich mit dem Chef des Hauses noch die morgige Frühstückszeit. Er fragte auch nach meinen bisherigen Tourerlebnissen u. staunte nicht schlecht über meine Rhönerfahrungen. „Heute kommen ja noch einige Radler, – doch die bevorzugen wohl nur die glatten Flussradwege“ meinte er. „Berge waren bisher nie Hindernisse für mich u. jetzt mit dem Motor gleich gar nicht“ erwiderte ich. „Morgen dann eine Sprintetappe (85km) rüber ins Taubertal u. hinter Bad Mergentheim geht es dann sportiv bis Stuppach weiter“ meinte ich grinsend. „Habe vorhin schon gesehen, dass der Gasthof Schwarze Ross geöffnet hat. Was sagen sie, ist der empfehlenswert?“ fragte ich. „Meine Gäste waren bisher ausnahmslos zufrieden“ lautete seine Antwort. „Na dann, – bis Morgen zum Frühstück“ sagte ich. „Ja wir sehen uns dann. Lassen Sie es sich schmecken u. noch einen schönen Abend wünsche ich“ mit diesen Worten schloss er die Haustür. Zehn Minuten später betrat ich das Lokal u. blieb an einem Fensterplatz im Gastraum sitzen. Ich wurde auch prompt zünftig fränkisch begrüßt. Hier gab es Kulmbacher Kapuziner naturtrüben, dunklen Weizen. Dazu bestellte ich noch ein mit Käse überbackenes Schnitzel u. dazu Bratkartoffeln. Das Weizen wurde in einer Bügelflasche serviert. Der erste Schluck, aus einem filigranem Glas, – einfach nur köstlich. Das Selbe galt dann auch für mein Schnitzelgericht. Toll – Daumen rauf!
Nach 2 Stunden betrat ich dann wieder mein Zimmer. Schaltete den Fernseher ein, um mich mit den Nachrichten mal wieder zu informieren. Die Wetteraussichten für die nächsten Tage waren weiterhin: sonnig ohne Regen. So gegen 10Uhr schaltete ich Fernseher u. Licht aus, legte mich auf die Seite u. schlief auch bald ein. Wieder eine tolle Tagesetappe erfolgreich unter die Reifen genommen.
Tag4: Etappe 4, Hörblach a. Main – Stuppach, 92km mit 450hm
Zeit: 4,5h Fahrzeit
Wetter: Schon am frühen Morgen strahlender Sonnenschein (kein Regen) u. warm
Pünktlich 8Uhr am nächsten Morgen betrat ich den schon jetzt, gut besuchten Frühstücksraum. Der Chef war auch gleich bei mir u. befragte mich nach meinen Wünschen. Kurz `drauf kam er zu mir zurück. Mit einem Kännchen Kaffee in der rechten u. im Brotkorb seiner linken Hand, befand sich das von mir gewünschte dunkle Brot. Alles andere war büfettartig auf dem Tische verteilt aufgestellt. Ich griff beherzt zu u. ließ es mir schmecken. Aus den Tischgesprächen der anderen Gäste konnte ich heraus hören, dass es sich doch um einige Radfahrer handelte. Die meisten fuhren aber in die von mir entgegengesetzten Richtung. Nach dem Frühstück holte ich mein Rad aus der Fahrradgarage. Ohhh, hier standen jetzt aber doch so einige Räder. Ich musste erst einmal das eine oder andere umrangieren, um an mein Rad zu kommen. Nach dem Beladen des Rades machte ich mit dem Chef des Hauses das finanzielle klar. Dabei kamen wir wieder in ein ausschweifendes Gespräch. Er war wohl Berufssoldat u. kannte daher auch die Kasernen von Sonthofen im Allgäu. Der Steinkohlenbergbau aus dem Ruhrgebiet hingegen war ihm fremd.
„Wohin genau fahren Sie heute?“ fragte er. „Erst einmal noch ein Stück am Main entlang bis Ochsenfurt. Dort springe ich auf den Gaubahn RW, das ist eine Verbindung vom Main über die Höhen hinunter ins Taubertal. Auf dem Liebliches Taubertal RW fahre ich dann bis Bad Mergentheim. Dort zweige ich dann auf den Sportiven Taubertal RW ab u. fahre nach Stuppach zum Gasthof Rose. Morgen geht es dann auf dem Jagst RW in Richtung Nördlinger Ries weiter “ antwortete ich.
Wir verabschiedeten uns herzlich voneinander u. um 8.45Uhr war ich wieder auf Tour. Wieder am Main RW angelangt, startete ich durch. Doch schon nach kurzer Zeit wurde ich vor Kitzingen wieder eingebremst. Hier war wohl an diesem Wochenende Stadtfest oder etwas Ähnliches. Überall Absperrungen, gezogenes Flatterband u. Ordnungskräfte. Wie mir dann gesagt wurde, war heute ein Jedermann Lauf im Stadtgebiet. Gerade um dieser Zeit wurde, in verschiedenen Gruppen, gestartet. Somit wurden die Radfahrer umgeleitet, da der Radweg eben gebraucht wurde. Irgendwie durfte ich aber mein Ziel, in diesem speziellen Fall Ochsenfurt, nicht aus den Augen verlieren. Nach einigen Kilometern war ich dann doch wieder in der Spur, – was mir auch mein NAVI bestätigte.
Direkt vor Ochsenfurt gelangte ich wieder an eine Umleitung, die mir aber bekannt vorkam. Kann das sein, schon vor 2 (?) Jahren musste ich, wegen Brückenbauarbeiten, diesen Umweg in Kauf nehmen. Nach kurzem Suchen fand ich nach der Großbaustelle meinen Weg dann doch wieder. Am Ende des Hafenbeckens in Ochsenfurt änderte auch ich meine Fahrtrichtung. Versteckt u. etwas höher gelegen begann der Gauland RW, eine ehemalige Bahntrasse vom Main hinüber ins Taubertal. Ich schob das Rad einen Steilanstieg hinauf u. hatte somit, für gut 25km, den nächsten Radweg erreicht.
Aus der Mainebene bei ca. 180m üNN, nahm der RW langsam Höhe auf. Er verlief, vorbei an Getreide – u. Rübenfeldern, durch keine Dörfer – beständig bis zu einer Höhe von ca. 340m üNN. Danach senkte er sich wieder bis auf 230müNN ins Taubertal hinab. Es war eine wirklich schöne, ruhige Strecke durch die Natur, mit nur wenigen Radfahrern. Im Taubertal sah das natürlich wieder ganz anders aus.
In Weikersheim waren die Restaurants am Marktplatz (Nähe Schloss Weikersheim, Dorfmuseum u. dem Württembergischen Landesmuseum), mit ihren einladenden Biergärten, sehr gut besucht. Eine weitere Attraktion: am / um den Marktplatz herum standen fast lebensgroße nackerte Weiber – zwar nur Bronze Skulpturen, doch trotzdem schön anzuschauen. Ach nee, – eine von den Damen war recht züchtig u. hatte ja ein Kleid an. Nach einer kurzen Fotostrecke ging ich noch zur Sparkasse hinüber u. holte etwas Bares. Danach nahm ich meine Fahrt, in Richtung Bad Mergentheim, wieder auf.
Der Radweg schlängelte sich lieblich durch Wiesen u. Auen um danach den Weinort Markelsheim , mit dem gegenüber liegenden Tauberberg (Weinanbau), zu durchqueren. Nachdem ich einige Male die Seite der Tauber gewechselt hatte, verließ ich sie in Bad Mergentheim nun endgültig. Dort streifte ich nur die äußeren Stadtbereiche, um dann auf dem Radweg Württembergische Weinstraße abzubiegen. Bis zum Örtchen Stuppach waren jetzt nur noch knapp 10km. Am frühen Nachmittag, so gegen 13.30Uhr erreichte ich in Stuppach mein Etappenziel, den Gasthof Rose.
Ich wurde dort von der Chefin herzlich in Empfang genommen, – wir kannten uns noch von einem früheren Aufenthalt in der Rose. „Möchten Sie noch etwas GUTES zu Mittag essen?“ fragte sie mich besorgt. „Oh, nein danke, das ist für mich noch a bissel zu früh. Um 18Uhr nehme ich Angebot natürlich gerne an.
Mir wäre es jetzt eher nach eimem schönen Weizen“, meinte ich. „Kann ja in der Zwischenzeit mein Rad abladen u. die Sachen auf`s Zimmer bringen“ schlug ich vor. „Genauso machen wir es, die Garage ist ja auf u. den Zimmerschlüssel gebe ich ihnen jetzt. Das Gezapfte Weizen stelle ich dann dort im Biergarten ab“ entgegnete sie mir u. händigte mir den Schlüssel aus.
Ein Wort zur Rose, – es ist ein kleiner familiär geführter Gasthof in der Dorfgemeinschaft Stuppach. Klein aber fein, mit einer traditionellen gutbürgerlichen Küche. Daumen rauf.
Als ich dann mit meinem Weizen im Biergarten saß, gesellte sich der Chef des Hauses zu mir. Auch wir kannten uns natürlich u. kamen auch sofort zum Thema (denn, auch er war ein Tourenfahrer): Woher-Wohin?! Hörblach am Main, meine dortige Pension u. den Gasthof Schwarzes Ross kannte er auch. „Wie soll die Tour denn weiter gehen?“ fragte er gespannt. „Morgen dann Bopfingen a. Ries, weiter nach Landsberg a. Lech u. schließlich die Abschluss Etappe nach Vorderburg im Oberallgäu. Noch ca. 360km bis in meine Wahlheimat“ antwortete ich lächelnd. Auf seiner Nachfrage, erklärte ich ihm den genauen Etappenverlauf von Morgen. Die Kocher – Jagst Region war ihm natürlich bekannt u. auch den weiteren Verlauf konnte er mir nur empfehlen. „Sehr schöne Streckenführung in toller Landschaft. Bis Kirchberg u. weiter nach Crailsheim kenne ich gut. Da werden so einige Buckel auf Sie zukommen, – die sind aber für Sie bestimmt kein nennenswertes Hindernis“ meinte er, grinste mir ins Gesicht u. ging wieder ins Haus.
Ich leerte mein Glas u. verließ den Biergarten. Oben im Zimmer dann verrichtete ich routiniert alles was nötig war u. legte mich dann entspannt aufs Bett. Gegen 18.30Uhr betrat ich den Gastraum unten im Restaurant. Ich gönnte mir einen toll angerichteten Grillteller, dazu `nen bunten Salat der Saison u. dunkles, regionales Bier. Perfekt!
Gesättigt u. mit noch einem Betthupferl in der Hand verließ ich das Restaurant. „Frühstück dann gegen 8Uhr. Gute Nacht wünsche ich ihnen“, sagte ich noch, beim Verlassen des Raumes, zur Chefin. Alles GUT, – was für ein toller Tag.