Bike – und Wanderurlaub im tschechischen Riesengebirge
Spindler Mühle im Riesengebirge
( Spindleruv Mlyn / Krkonose )
Spindlermühle ist der bekannteste Wintersportort (neben Harrachov – Skifliegen) im Nationalpark Riesengebirge. Im Ort sind zahlreiche Hotels, Restaurants und Gastwirtschaften sowie Geschäfte zu finden.
An den reichlich vorhandenen Skihängen findet man gut ausgebaute Liftanlagen, die auch im Sommer die zahlreichen Wanderer u. Biker ihrem Ziel näher bringen. Als besondere Attraktion für diese Region sei hier die Sommerrodelbahn genannt.
Auf den gut angelegten Wander – u. Trekkingwegen konmmen Wanderer und auch die Mountainbiker voll auf ihre Kosten. Es gibt reichlich gutes Kartenmaterial von der gesamten Region. Das Wegenetz ist hervorragend ausgeschildert, – aber ACHTUNG: Im Nationalpark ist das Biken verboten !
Es ist aber überhaupt kein Problem, die verschiedensten Hochebenen per Bike zu erreichen, um eine schöne Runde zu den einzelnen Bauden zu unternehmen.
Die Hochebene zur Schneekoppe u. die Snezka selber ist für Biker leider tabu!
Die Landschaft Riesengebierge
Das Riesengebirge – das bekannteste Gebirge Tschechiens liegt im Nordosten Böhmens.
Über die höchste Erhebung des 36 km langen Gebirgskamms, die 1602 m hohe Schneekoppe ( Snezka ), verläuft die tschechisch-polnische Grenze.
Fast der gesamte böhmische Teil ist Nationalpark u. bildet mit dem polnischen Teil eines der größten Naturschutzgebiete Mitteleuropas.
Dichte Wälder, Hochmoore, zahlreiche Gipfel u. angenehme klimatische Verhältnisse im Sommer laden zum Biken u. Wandern ein.
In 2 bis 3 Stunden erreicht der Wanderer vom Fusse der Berge aus die Kammregion u. kommt dabei durch verschiedene Vegetationszonen: Erst weichen Buchen u. Fichten, der Hochwald schrumpft zu windzerzausten Latschenkiefern. Dann folgen die Hochmoore, die an die subarktische Tundra erinnern.
In noch höheren Lagen wächst dann nur noch zwergwüchsiges Heidekraut, allerlei Gräser, Flechten u. Moose.
Vielerorts stehen tote Wälder
Das hiesige Klima auf 1000 m entspricht etwa dem in einer Höhenlage von 2000 m in den Alpen!
Dieses extreme Klima ergibt sich aus der nördlichen Lage des Riesengebirges. Es erhebt sich über die Niederschlesische Ebene u. wirkt wie eine Mauer, auf die nördliche Luftströmungen aufprallen.
Die Oberflächengestalt des Gebirges verstärkt den Kälteeffekt: milde Westwinde werden so gelenkt, daß sie sich stark abkühlen u. die Niederschlagsintensität erhöht wird.
Zudem kam noch die bäuerliche Besiedlung der Hochregionen, zu deren Blütezeit bis zu 2000 Kühe, Ochsen u. Kälber sowie 10 000 Ziegen der Natur zu schaffen machte. Mit natürlich negativen Auswirkungen in Bezug auf Waldschäden u. Bodenerosionen.
Die industrialisierung mit Schwerindustrie u. Kohlekraftwerken hatte wiederum in den letzten Jahrzehnten tödliche Folgen für die geschwächten Waldregionen. Der sogenannte “ Saure Regen “ hat überall seine Spuren hinterlassen. Ganze Landstriche sind übersäht mit abgestorbenen Wäldern, die der rauhen Natur trotzen.
Die Aufforstung unter diesen wilden klimatischen Bedingungen ist ein mühseliges Unterfangen.
Die Grenze zu Polen ist ganz nahe
Egal ob Harrachov (Wintersportort), Pec pod Snezkou (Liftanlage zur Schneekoppe) oder Spindlermühle (Startpunkt für viele Bike – u. Wandertouren), die polnische Grenze ist nicht weit.
Seid neuesten ist zwar nur noch ein gültiger Personalausweis zur Grenzüberschreitung notwendig, doch selbst die kleinsten Grenzübergaenge sind besetzt.
So auch die grüne Grenze oben an der Spindlerova Baude (1200m). Touris muessen immer damit rechnen kontrolliert zu werden. Daher ist es ratsam, immer die nötigen Papiere bei sich zu haben.
Rustikale Herbergen – die Bauden
Die Besiedlung der Riesengebirgsregion im 15. Jahrhundert durch Heimische aber auch von Kolonisten aus Ostfranken, Kärnten, der Steiermark u. Tirol brachte diesen einzigartigen Baustiel mit sich. Aus den anfangs primitiven Holzbauwerken entwickelten die Gebirgler im Laufe der Zeit ausgeklügelte Unterkünfte, die nicht nur sehr funktionell waren, sondern auch den Widrigkeiten der Natur trotzten u. sich harmonisch in die Landschaft einpassten. Aus den ehemaligen Bauernhöfen wurde im laufe vieler Jahre u. mit dem Aufkommen von Tourismus im 19. Jahrhundert rustikale Unterkünfte für die Erholung suchenden. Die Bauden bieten heute sehr unterschiedlichen Komfort. Vom Jugendherbergsniveau bishin zum Mittelklassehotel.
Das Wandern oder auch Biken von Baude zu Baude ist eine Besonderheit im Riesengebirge. Oft stehen sie ja doch ziemlich nahe beieinander: Rucksackverpflegung ist nicht nötig – bei Wetterumschwung ist ein schützendes Dach meist schnell erreicht.
Wanderung zur Schneekoppe (Snezka)
Heute ist das Wetter wieder mal sehr schön u. die Wanderung zur Snezka steht auf der Tagesordnung. Zuerst muss erst einmal die Hochebene erreicht werden. Das bedeutet erst einmal gut 400 hm auf anfangs gemächlichem aber dann doch rasant steil werdenden Wanderweg dem Ziel entgegen zu streben. Teilweise erinnert der gut zu laufende Weg an einen kunstvoll angelegten Trimmpfad. Die treppenartig gelegten Steine lassen sich, in einem schönen Rythmus, ohne Pause bewältigen. Dann bleibe ich doch mal stehen und geniesse den herlichen Blick zurueck. Der Übergang zur Hochebene ist erreicht.
Die Vegetation ändert sich in nidriege Zwergkiefern, Heidekraut und Grasflächen. Nach einer Wegbiegung sehe ich weit in der Ferne den spitzen Kegel der Schneekoppe. Auf halben Weg befindet sich die Lucni Baude (gut 1 h Gehzeit).
Nachdem ich die Lucni Baude hinter mir gelassen hatte, erreichte ich ein geschütztes Hochmoor. Dort entspringt auch die Weiße Elbe. Weiß war in der Zeit als ich dort war, die dominante Farbe. Die wollig weiß blühenden Gräser wogten im steten Wind und erinnerten mich, da ich auf einem Holzlaufsteg stand, an die Meeresbrandung der Nordsee. In den viele Tümpeln, die links und rechts des Steges zu sehen waren, befanden sich allerlei Insekten und Kaulquappen. Vereinzelnt, neben dem Vogelgesang, war das Rufen der Frösche zu hören.
Nachdem die Hochmoorfläche überwunden war, wurde mein Ziel immer klarer u. fast schon zum Greifen nah.
Doch nach genauer Betrachtung, aus immer noch einiger Entfernug, sah die Snezka für mich wie eine Abraumhalde aus dem Ruhrgebiet aus. Auf dem linken Weg könnten die LKW`s den Grubenabraum hochtransportieren u. den rechten Weg könnten sich Downhiller in den Hügel gefrähst haben. Fast!
Na ja, mal weiter. Jetzt ist auch schon die polnische Byvala Obri Baude zu sehen. Nach langer Zeit der menschenleeren Landschaft, kam nun die Kehrseite der Medallie. Viele Touristen, die von Pec p. Snezkou mit der Seilbahn die Schneekoppe erreicht haben, wandern nun wieder zu Tale oder kommen mir entgegen.
Als ich die Byvala Obri Baude erreicht hatte, wurde mir bewußt, daß ich mich auf polnischem Boden befand. Ein überaus freundlicher Herr, ganz in blau – bis auf die Hoheitszeichen, patrollierte durch die Menschenmassen u. kam auch seiner Pflicht, in Form von gelegentlichen Ausweiskontrollen, nach.
D`ran vorbei und hoch. Welchen Weg? Natürlich den Rechten – den gehen ja eh alle! Egal wie sie bei`einant san!
Sie keuchen und schnaufen, – sitzen teilweise nach kurzem Weg schon rechts in einer Niesche oder halten sich an einem großen Stein fest um ihre Auszeit zu nehmen.
Die Damen, besorgt um ihre Ballerinenpantöffelchen und die Männer, ausgestattet mit stadttauglichen Sandalen, nehmen natürlich diese Pause fuer einen wohlverdienten Glimmstengel wahr – um dann noch weiter zu gehen?
Ohh Mann … Leute, gut das ich fast oben bin.
Da von ab, mit gutem Schuhwerk u. nur etwas Schmalz lassen sich diese 200 hm ohne Überlebenskampf ganz locker nehmen u. man hat sogar noch Augen für diese einzigartige Landschaft.
Auf der Schneekoppe ( 1602 m, höchster Berg in Tschechien ) befindet sich eine Wetterstation / Observatorion u. natürlich ein Restaurant. Hier oben weht `ne steife Briese!!!
Der Blick von hier oben war wirklich Abwechselungsreich und eindrucksvoll. Wobei der Blick zurück auf die Hochebene für mich wirklich einzigartig war. Nie zuvor hatte ich eine solche Landschaft gesehen u. betreten.
Bizarre Kalkfelsen in den Dolomiten, bewaldete u. immer steiler werdende Hänge die sich zu Bergen auftürmen wie im Allgäu oder aber Vulkanseen mit den darum liegenden Hügeln, wie in der Vulkaneifel. Vieles hatte ich schon gesehen u. im wahrsten Sinne des Wortes auch “ erfahren „. Doch dies hier war einmalig u. eigentümlich – einfach ganz anders!
Spindlermühle erreichte ich auf gleichen Weg wie ich gekommen bin.
Der lange, nach 1h dann doch irgendwann monotone Weg über die Hochebene, brachte mich in eine nachdenkliche Stimmung. Blieb dann öfter mal stehen u. blickte zurück auf die Snezka. Sollte das wirklich hier der landschaftliche Höhepunkt gewesen sein? Ja! Nee `ne? Doch! – Die Halde da? Ja! Das hab`ich Dahoam auch!
Ich gehe weiter. Grummel, grummel …
Ne knappe Stunde später bin ich wieder an der Wegkrümmung kurz vor dem Plateouabstieg, letzter Blick zurück: der Endschluß stand für mich fest – wirklich letzter Blick!
Es ist nicht meine Landschaft: Steppe, Einöde, bisken Wald d`rum `rum … neee. Aber trotzdem sollte man es EINMAL erlebt u. gesehen haben.
Bin dann gut wieder im Hotel angekommen u. habe tag`s d`rauf in Spindlermühle eine Busfahrt nach Prag gebucht.